Marcel Strebel erschossen

Der Bund

BURGDORF / Marcel Strebel, ehemaliger Chef der rechtsextremen Patriotischen Front, ist am Sonntag in Burgdorf mit einem Sturmgewehr erschossen worden. Ein 30-Jähriger hat die Tat gestanden.

? CHRISTINE BRAND

Er war einst der Führer der rechtsextremen Patriotischen Front, er war an einem Anschlag auf eine Asylbewerberunterkunft beteiligt, er war in Schiessereien verwickelt, er wollte gemeinsam mit rund einem Dutzend bewaffneter Rechtsradikaler die 700-Jahr-Feier der Eidgenossenschaft stören, und er hat 1994 mit einem Sturmgewehr auf zwei Polizisten geschossen: der Schwyzer Rechtsextremist Marcel Strebel. Am Sonntagabend um etwa 19 Uhr ist er in Burgdorf mit einem Sturmgewehr erschossen worden.

Gestellt und gestanden

Was sich genau am Fabrikweg3, in einem abgelegenen Winkel im Burgdorfer Industriequartier, abgespielt hat, klärt die Kantonspolizei Bern in ihren Ermittlungen zurzeit ab. Sicher ist: «Marcel Strebel ist am Sonntag aus dem Ausland nach Burgdorf gereist, um dort einen Bekannten zu besuchen», sagt Olivier Cochet, Pressesprecher der Kantonspolizei Bern. «Nach bisherigem Wissensstand soll es zwischen dem Sohn des Bekannten und Marcel Strebel zu einer verbalen Auseinandersetzung gekommen sein.» In der Folge habe der 30-jährige Sohn zum Sturmgewehr gegriffen und mehrere Schüsse auf Strebel abgegeben. Der 51-jährige Strebel wurde dabei tödlich verletzt. Der mutmassliche Täter hat nach dem Vorfall selber die Polizei alarmiert. «Er liess sich widerstandslos festnehmen», sagt Cochet. «Der Mann ist geständig und befindet sich in Haft.» Nach dem heutigen Kenntnisstand der Polizei hat das Tötungsdelikt keinen rechtsextremen Hintergrund. «Der mutmassliche Täter, ein Schweizer, hat sich nicht in der rechtsextremen Szene bewegt», sagt Olivier Cochet. Auch könne kein Zusammenhang mit dem Saunaclub Oasis hergestellt werden, welcher sich an derselben Adresse befindet. «Es handelt sich um einen anderen Eingang», erklärt Cochet. Marcel Strebel wurde im Januar 1999 vom Schwyzer Kantonsgericht wegen der Schüsse auf die Polizisten der Gefährdung des Lebens für schuldig befunden und zu 24 Monaten Zuchthaus verurteilt. Nach dem Urteil tauchte Strebel unter und wurde international zur Fahndung ausgeschrieben. In Spanien konnte er im Februar 2000 schliesslich verhaftet werden – er wurde festgenommen, weil er Pneus aufgestochen hatte. Im April 2000 kehrte Strebel freiwillig in die Schweiz zurück und sass seine Strafe ab. Ende Juni 2001 wurde er aus der Haft entlassen. Aus welchem Land er am Sonntag nach Burgdorf angereist ist, wollte die Kantonspolizei nicht bekannt geben. Inwieweit Strebel politisch noch aktiv war, ist nicht bekannt.