Stadtratswahlen Langenthal – Rechtsextreme wollen Sitz

BernerZeitung

Bisher war die rechtsextreme Pnos bei Wahlen erfolglos. Jetzt versucht sie es mit Tobias Hirschi in Langenthal.Er ist 20 Jahre alt, arbeitet als Strassenbauer und will in den Langenthaler Stadtrat. Politisch ist Tobias Hirschi ein unbeschriebenes Blatt, sein Engagement würde kaum für grösseres Aufsehen sorgen, wäre er nicht Mitglied der rechtsextremen Partei National Orientierter Schweizer (Pnos).

Hirschi ist optimistisch

Schon zweimal versuchte sie in der institutionalisierten Politik Fuss zu fassen: Bei den Nationalratswahlen im Kanton Aargau und den letzten Gemeinderatswahlen in Oberkulm AG. Beide Male liess sich je ein Pnos-Mann aufstellen – beide scheiterten deutlich. Tobias Hirschi rechnet sich am 23./24. Oktober trotzdem gute Chancen aus: «Ich weiss von rund 100 Personen, die mich unterstützen werden. 150 bis 200 sind nötig, damit es reicht.»In der Schweiz ist die Pnos berüchtigt, sorgt immer wieder für negative Schlagzeilen. Bei den 1.-August-Feierlichkeiten auf dem Rütli zum Beispiel, als Mitglieder in Bomberjacken und Springerstiefeln auftraten und die Veranstaltung massiv störten. Auch in Langenthal haben die Pnos-Aktivisten für Aufsehen gesorgt: Im Frühjahr zogen etwa 150 in Richtung Marktgasse, wo die 1.-Mai-Feier der SP stattfand. Die unbewilligte Demonstration endete mit einer wüsten Schlägerei am Bahnhof. Dort stiessen die Rechten auf rund 70 Linksautonome (wir berichteten).

Pnos «nicht politikfähig»

Für Hans Stutz, Journalist und profunder Kenner der rechten Szene, ist klar, dass es sich bei der Pnos um eine Partei mit «rassistischer Ausrichtung» handelt. «Ihr Parteiprogramm ähnelt zum Teil jenem der Nationalsozialisten.» Dass die Gruppierung irgendwann zu einer etablierten politischen Kraft werden könnte, ist gemäss Stutz nicht zu befürchten. «Ich gehe davon aus, dass sämtliche rechtsextremen Kandidaturen in den nächsten Jahren erfolglos bleiben werden.» Die Abneigung vor nationalsozialistischen Ideen sei viel zu gross und die Partei deshalb «nicht politikfähig».Ist die Nomination von Tobias Hirschi also nur der Versuch einer extremen Gruppierung, im Gespräch zu bleiben? Geht es gar nicht um die erstmalige Wahl eines ihrer Mitglieder? Hirschi weist diese Vermutung vehement zurück. «Natürlich will ich Werbung für die Pnos machen. Aber ich rechne doch auch mit echten Wahlchancen.»

Hirschi gegen «LaKuZ»

Und was würde der Jungpolitiker anpacken, könnte er tatsächlich im Parlament mitreden? Den Ausländeranteil an öffentlichen Schulen möchte der Hockeyfan (SC Langenthal) senken und im autonomen Kulturzentrum LaKuZ tüchtig aufräumen. Nicht mit den Fäusten, wie seine Gesinnungsgenossen das auch schon taten. Vielmehr solle das Lokal von Amtes wegen geschlossen werden. «Weil ich gegen Drogen bin und dort nur gesoffen und gekifft wird.» Für Tobias Hirschi ist deshalb klar: «Im LaKuZ, da verblödet die Menschheit nur.»