Zürich-Wiedikon: 20 Rechte attackieren orthodoxen Juden

20 minuten online: Hitlergruss und antisemitische Parolen: Rechtsextreme gingen in Zürich auf einen orthodoxen Juden los. «Höchst unüblich und beängstigend», heisst es beim israelitischen Gemeindebund.

Eine 20-köpfige Gruppe Rechtsextremer hat am Abend des 4. Juli in Zürich Wiedikon einen orthodoxen Juden attackiert. Sie stellten sich dem Gläubigen in den Weg, machten den Hitlergruss und schrien antisemitische Parolen.

Der tätowierte Anführer der Gruppe spuckte dem Mann Mitte 40 gar ins Gesicht und schubste ihn. Erst als die von Passanten alarmierte Polizei eingriff, liessen die Judenhasser ihr Opfer in Ruhe. Eine Stadtpolizei-Sprecherin bestätigt den Vorfall, kann aber noch nichts Konkretes dazu sagen. Grund: Es seien noch Befragungen am Laufen.

Konzert am 1. August geplant

Recherchen der «SonntagsZeitung» zeigen: Beim mutmasslichen Haupttäter handelt es sich um den mehrfach vorbestraften Kevin G. (27) aus Hombrechtikon. Das Dorf im Zürcher Oberland geriet im Februar 2012 in die Schlagzeilen wegen eines mysteriösen Fackelzugs von Rechtsradikalen. Bis heute ist allerdings unklar, wer damals hinter dem Aufmarsch steckte.

G. ist Sänger bei der Rechtsrock-Band Amok, die just am Schweizer Nationalfeiertag nächsten Samstag einen Auftritt im Grossraum Zürich plant. Über interne Mails und Maillisten wird «Rock fürs Vaterland» seit zwei bis drei Wochen angekündigt. Auf dem Programm stehen auch rechtsextreme Hassbands aus Deutschland und England. «Weil der 1. August auf einen Samstag fällt, dürfte ein solcher Anlass dieses Jahr viele Rechtsradikale aus dem Ausland anziehen», sagt Rechtsextremismus-Experte Hans Stutz zu 20 Minuten.

66 Antisemitische Angriffe 2014

Dass ein orthodoxer Jude in der Schweiz auf offener Strasse tätlich angegriffen wird, ist «höchst unüblich und beängstigend», wie Jonathan Kreutner, Generalsekretär des Schweizerischen Israelitischen Gemeindebundes (SIG) sagt: «Wir sind sehr betroffen – uns ist in den letzten Jahren kein einziger ähnlicher Vorfall bekannt.»

Der SIG unterhält eine Meldestelle für antisemitische Angriffe – letztes Jahr wurden total 66 gemeldet. Die meisten davon betrafen Beschimpfungen mittels Briefen oder via Internet – einmal kam es zu einem Gerangel vor einer Synagoge. Kreutner: «Wir erwarten von den Behörden, dass sie den geplanten Anlass am 1. August genau beobachten und einschreiten, wenn strafrelevantes, rassistisches Gedankengut verbreitet wird.»

*Name der Redaktion bekannt (rom)