Zuger SD-Mann attackiert Keller

MittellandZeitung

Wahlkampf Ein ehemaliger Parteikollege agitiert gegen den Regierungsratskandidaten

Regierungsratskandidat Rudolf Keller droht Opposition im Wahlkampf – allerdings von unerwarteter Seite: Ein Innerschweizer Schweizer Demokrat will gegen den Landrat vorgehen.

Philip Meyer

Mit einer grossangelegten Aktion soll die Wahl Rudolf Kellers in den Regierungsrat verhindert werden – ja sogar seine Wiederwahl in den Landrat. «Dieser Typ muss weg», sagt Richard Fluehmann. Der Zuger Unternehmer will deshalb extra ins Baselbiet fahren und hier Flugblätter verteilen. Es sei ihm auch ein wichtiges Anliegen, dass Keller nicht 2007 plötzlich wieder in den Nationalrat gewählt werde.

Auf den ersten Blick erstaunt dies, denn Richard Fluehmann gibt sich als Präsident der Schweizer Demokraten, Sektion Zug, zu erkennen. Er will gemäss eigenen Angaben aber «die Partei reformieren». Sein Ziel sei, die Rechtsaussenpartei von «Rechtsextremen zu säubern und für echte Patrioten freizuhalten». Er habe vor, in der Baselbieter Bevölkerung kund zu tun, was Keller für ein Mensch sei.

Keller ist nicht beeindruckt

Es gebe viele SD-Mitglieder im Baselbiet, die genug hätten von Keller, erklärt Fluehmann. Er kann jedoch keinen präsentieren, der der bz Rede und Antwort stehen will. Er verlangt für die Auskunftspersonen «ein gewisses Mass an Anonymität». Sie hätten Angst, sich in den Medien gegen Keller zu stellen.

Rudolf Keller selbst fürchtet sich nicht vor der Attacke Fluehmanns, wie er gegenüber der bz betont. Der Zuger Sektionspräsident wurde nämlich am vergangenen Samstag vom Parteivorstand der SD Schweiz aus der Partei ausgeschlossen. Grund dafür seien parteischädigendes Verhalten inklusive Amtsanmassung und Beschimpfungen gewesen, steht auf der SD-Webseite. Keller bestätigt dies gegenüber der bz: «So etwas habe ich in 35 Jahren politischer Arbeit noch nie erlebt.»

Fluehmann habe von Beginn weg die Parteileitung mit E-Mails eingedeckt und sie darin aufs Übelste beschimpft. Die Passagen, die Keller der bz vorliest, sind durchwegs nicht zitierfähig. Fluehmann habe auch im Namen des Zentralvorstandes Geschäfte tätigen wollen. Deshalb habe der Parteivorstand handeln müssen.

Keller glaubt nicht, dass Fluehmann überhaupt im Baselbiet auftauchen wird. Der Zuger müsse zuerst einmal einen Drucker finden, der seine Flugblätter druckt. Alle Entwürfe, die er bisher von Fluehmann gesehen habe, wären wohl nie gedruckt worden, sagt Keller. Alles wäre einklagbar und damit für die Partei unbrauchbar gewesen. In der Tat ist auch das Flugblatt, mit dem Fluehmann angeblich im Baselbiet gegen Keller werben will, deftig: Es bringt den Landrat direkt mit Hitler in Verbindung.

Noch vor kurzer Zeit wurde Richard Fluehmann vom Nachrichtenmagazin «Facts» als kommender Mann bei den Schweizer Demokraten gefeiert. Der Zuger ist den SD erst Anfang Jahr beigetreten. Fluehmann sei zusammen mit einigen anderen national-konservativen Mitgliedern aus der SVP ausgetreten, weil diese mit Christoph Blocher einen zu «internationalistischen Kurs» eingeschlagen habe. In Wahrheit ist der Politiker auch bei der SVP Zug wegen ungebührlichen Verhaltens rausgeflogen.

«Wir waren anfänglich von seinem sicheren und eleganten Auftreten auch beeindruckt», sagt Keller. Er ist deshalb froh, dass die bz das Wirken Fluehmanns im Baselbiet öffentlich macht. «Wir wären ihm auch fast auf den Leim gegangen.»

Der Unternehmer Fluehmann betreibt im Internet eine ganze Reihe Webseiten für verschiedene Firmen – von Zahntechnik, über Sprach- bis zu Management-Schulen. Er ist auch Präsident einer Aktionsgruppe namens «Winkelried». Von der Linkliste dieses Vereins landet man schnell bei verschiedenen rechtsextremen Organisationen; jenen Leuten, die er angeblich bekämpfen will. Als die bz ihn darauf anspricht, gibt er sich kleinlaut. Das sei «nichts», nur eine Gruppe Schüler, die in Zug seine Flugblätter verteilen.