«Wir wurden missbraucht»

Sie fordert auf ihrer Internetseite die «ethnische und kulturelle Geschlossenheit des Volkes» und die Errichtung eines «echten Volksstaats, in welchem Eidgenossen leben und gedeihen können». Sie ist gegen die «heuchlerischen Phrasen von Multikultur und totaler Vermischung aller Völker». Das Vokabular der Partei national orientierter Schweizer (Pnos) erinnert an die Ideologie vom «Volkskörper», die im frühen 20. Jahrhundert von verschiedenen völkischen Bewegungen propagiert wurde und auf welcher die Nationalsozialisten in den 30er Jahren ihre Terrorherrschaft aufbauen sollten.

Die Pnos wurde um die Jahrtausendwende vom Bundesamt für Polizei als rechtsextreme Organisation eingestuft. Mit den Jahren beurteilte der Staatsschutz die Pnos dann aber als immer weniger gefährlich. Die Partei wollte wählbar sein – und tatsächlich schaffte sie in einigen Gemeinden den Sprung in die Legislative, 2005 im solothurnischen Günsberg gar in die Exekutive.

Aufhänger 1. mai

Den diesjährigen 1. Mai nutzte die Pnos für eine Propagandaktion: Unter dem Motto «während Linke die Städte verwüsten, säubert die Pnos Ihre Gemeinde!», führte sie verschiedenenorts Aufräumarbeiten durch. So auch am Greifenseeufer in Niederuster. Dort will sie am 2. Mai, «sechs Kilogramm Zigarettenstummel und anderen Müll» gesammelt haben. Passanten wurden auf die Aktion mit Plakaten aufmerksam gemacht, die zum Beispiel an Tischen befestigt waren. «Dieses Seeufer wurde für Sie von der Pnos gereinigt, damit Sie hier unbeschwert den Sommer-Start geniessen können», stand auf diesen. Brisant: Auf einem Facebook-Eintrag spricht die Pnos der Stadt Uster ihren «herzlichen Dank» aus. Diese soll für die Aktion Greifzangen, Handschuhe und Müllsäcke zur Verfügung gestellt haben.

«Anti-Littering im vordergrund»

Anita Bernhard, die Abteilungsleiterin Gesundheit der Stadt Uster, bestätigt: Die Pnos hat sich bei der städtischen Leistungsgruppe Abfall und Umwelt gemeldet, um Material für die Aufräumarbeiten auszuleihen. Die für die Aktion Verantwortlichen hätten sich auch als Pnos-Exponenten zu erkennen gegeben. «Wir wussten schon, was die Pnos für eine Gruppierung ist und dass wir deren Interessen nicht teilen. Für uns stand aber der Anti-Littering-Gedanke im Vordergrund», sagt Bernhard. Dass sie ihre Aktion medial vermarkten würden, hätten die Pnos-Verantwortlichen der Stadt gegenüber ausdrücklich verneint. Sie sei deshalb verärgert gewesen, als sie von den Plakaten, dem Facebook-Eintrag und dem «Dank an die Stadt Uster» erfahren habe, so Bernhard. «Wir wurden angelogen und missbraucht.»

kritik der juso

Nadia Kuhn, Co-Präsidentin der Juso Zürich Oberland, wirft den städtischen Verantwortlichen Naivität vor: «Es ist sehr bedenklich, dass die Stadt einer offen rechtsradikalen Partei Material überlasst. Da wurde wohl ein wenig verharmlost», sagt sie. Sie hoffe, dass die Stadt in Zukunft bei solchen Themen besser sensibilisiert sei.

Anita Bernhard räumt ein, dass man in dieser Angelegenheit «im Nachhinein «wohl etwas zu wenig weit gedacht» habe. «Das Ganze ist für uns eine Lehre, wir werden das so nicht mehr machen.»

benjamin rothschild