«Wir werden das untersuchen»

regio.ch: rüti In den letzten Jahren wurde Hombrechtikon immer wieder von Demonstrationen heimgesucht. Nun droht sich die Szene nach Rüti zu verlagern.

Er ist Rütis berüchtigtster Einwohner: Kevin G. (27), Sänger der Neonazi-Band Amok und mutmasslicher Anführer einer 20-köpfigen Gruppe Rechts­extremer, die am Abend des 4. Juli in Zürich Wiedikon einen orthodoxen Juden angegriffen hatte. Dieser Angriff war der Grund, weshalb eine Gruppe Antifaschisten vor zwei Wochen in Hombrechtikon auftauchte. Die unbewilligte Demonstration mündete am Bahnhof Bubikon in einer Schlägerei zwischen der Antifa und den Neonazis. Den Demonstrationsort haben wurde nicht zufällig gewählt: Im Schreiben der Antifa heisst es: «In Hombrechtikon ist Blood & Honour Zürich und viele ihrer Aktivisten verankert. Auch ­Kevin G. hat bis vor Kurzem hier gewohnt.» Mit der Aktion wolle die Antifa klarstellen, dass sie das «braune Pack» im Auge behalten werde.

Hombrechtikon war in den letzten Jahren berüchtigt für seine Neonazi-Szene. 2012 veranstalteten Rechtsextreme einen Fackelzug durch die Gemeinde. Mit dem Umzug von G. besteht die Gefahr, dass sich die Szene nun nach Rüti verlagert.

Polizei in engem Kontakt

Bei der Polizei ist man sensi­bilisiert: «Die Kantonspolizei Zürich beobachtet die Lage aufmerksam», sagt Mediensprecher Stefan Oberlin. «Wir würden je nach Situation entsprechend handeln beziehungsweise Massnahmen treffen, immer unter dem Gesichtspunkt der Wahrung von Sicherheit und Ordnung und mit dem Fokus auf allfälliges strafrechtlich relevantes Verhalten.» Im Ereignisfall stehe die Kantonspolizei in engem Kontakt mit der betreffenden Gemeinde.

In Rüti erfahren die Behörden erstmals durch «regio.ch» von Kevin G. Gemeindeschreiber Andreas Sprenger sagt: «Die genannte Person ist der Gemeinde unbekannt, wir klären den Wohnsitz ab. Die freie Wohnsitzwahl ist ein persönliches Recht.» Das Einwohneramt Rüti bestätigt, dass Kevin G. in der Gemeinde gemeldet ist. Über irgendwelche Aktivitäten von Rechtsradikalen in Rüti ist Sprenger nichts bekannt. Von der Demonstration in Hombrechtikon habe er zwar gehört, «die Hintergründe sind mir aber nicht bekannt.» Ebenso wenig die Verbindung zwischen der Demonstration und dem Amok-Sänger. Sprenger kündigt aber an: «Wir werden das untersuchen.»

Szene «momentan sehr ruhig»

Der Luzerner Journalist Hans Stutz beobachtet die rechtsextreme Szene sein Jahren. Er schätzt die Lage in der Deutschschweiz momentan als sehr ruhig ein. Auch die Szene in Hombrechtikon sei kaum mehr aktiv. «Hinter den Aktivitäten, die bekannt werden, stecken fast durchwegs ältere Herren.» Bei den meist 30- bis 40-jährigen Männern handle es sich um langjährige Mitglieder der Neonazi-Szene. «Gewisse Strukturen sind noch vorhanden, die sich jeweils bei Veranstaltungen zeigen.» Es gebe vor allem einzelne Exponenten, die noch aktiv seien. Darunter zählt Stutz auch die Band Amok mit ihrem Frontmann Kevin G. «Es deutet nichts darauf hin, dass sie sich gemässigt haben.»

Stutz kennt die Band nur allzu gut. Auf ihrem ersten Album 2007 hat sie einen Song nach ihm benannt und ihm darin mit dem Tod gedroht. Valentin Landmann, der die Band deswegen vor Gericht vertrat, charakterisierte die Mitglieder damals als Menschen, die «Freude an einer neokonservativen Haltung und soldatischen Liedern» hätten. Diese Einschätzung teilt Stutz «hinten und vorne» nicht. Die Lieder seien «klar nationalsozialistisch». Sie enthielten hetzerische Lieder gegen Juden oder Schwarze.