Verstörende Botschaften im Morgenverkehr

Bote der Urschweiz. Zuerst wurden rechtsradikale und fremdenfeindliche Parolen in Bahnhofsunterführungen gesprayt, nun auch Banner mit vergleichbaren Aufschriften an der A3 aufgehängt. Nazi-Anhänger treiben ihr Unwesen.

Es war ein verstörender Anblick, der sich den Autofahrern am Freitagmorgen zur Rushhour auf der Autobahn A3 von Reichenburg in Richtung Richterswil bot. An mindestens drei über die Strasse führenden Brücken waren grosse Banner mit rechtsradikalen und antisemitischen Botschaften beziehungsweise einmal eine Hakenkreuzflagge aufgehängt worden. Ob es gar noch mehr waren, dazu wollte die Polizei am Freitag keine Angaben machen.

Bereits vor 6 Uhr gingen bei der Kantonspolizei Schwyz mehrere Meldungen betreffend die Banner ein, wie Mediensprecher David Mynall auf Anfrage ausführt. Etliche Verkehrsteilnehmer waren schockiert über die Transparente.

Mehrere strafbare Handlungen

«Wir haben sofort Patrouillen losgeschickt, um die Banner zu entfernen und die Fahndung nach der Täterschaft aufzunehmen», so Mynall. «Wir hofften, wir könnten sie vielleicht noch in flagranti erwischen.» Doch daraus wurde nichts. Das heisst jedoch nicht, dass der Fall abgeschlossen ist. «Die Ermittlungen laufen. Wir gehen aktuell einigen Hinweisen nach.» Ob konkrete Hinweise zur Täterschaft eingegangen sind, will Mynall nicht verraten. «Ich kann nicht zu viel sagen. Wir wollen nicht, dass die Täterschaft vorgewarnt wird.»

Sicher sei nur, dass Anzeige erstattet werde. Wenn die Verantwortlichen nicht zeitnah gefunden werden, dann eben gegen unbekannt. Welche Gesetze der oder die Täter konkret gebrochen haben, kann Mynall noch nicht sagen. Nur so viel: «Mit dieser Aktion wurden mehrere strafbare Handlungen begangen.»

Bereits am vergangenen Wochenende wurden in Ausserschwyz Sachbeschädigungen mit offensichtlich rechtsradikalem Hintergrund begangen. In den Bahnhofsunterführungen von Reichenburg und Schübelbach wurden die Wände mit Nazi-Parolen besprayt. Nun müssen sich die SBB darum kümmern. Ob zwischen den Taten ein Zusammenhang besteht, werde abgeklärt und sei Teil der Ermittlungen, sagt Mynall.

Eine grundsätzliche Häufung solcher rechtsmotivierter Delikte habe man «bis jetzt» nicht feststellen können, so der Mediensprecher der Schwyzer Kantonspolizei.

«Wir bringen jede Sprayerei zur Anzeige»

SBB Infrastrukturanlagen der SBB sind oft Ziel von Vandalenakten. «Vandalismusschäden an Bahnhöfen und Fahrzeugen der SBB belaufen sich jährlich auf mehrere Millionen Franken. 2016 waren es 5,6 Mio. Franken», schreibt Christian Ginsig, Mediensprecher der SBB. Dabei gibt er zu bedenken, dass im Endeffekt die Zeche für Vandalenakte indirekt über die Berechnung der Billettpreise beglichen werde.

Trotz Wachsamkeit und schnellem Handeln lassen sich Vandalenakte nicht verhindern. Neuerdings kann jedermann über die SBB-Mobile-App auf einfache Art eine Schadensmeldung schreiben. Für die Behebung der Schäden sind Teams von RailClean unterwegs. «Je schneller uns eine Meldung erreicht, desto schneller können wir handeln», fügt Ginsig an. Dies trage dazu bei, dass der Anreiz für Sprayer geringer werde. Und grundsätzlich gelte bei den SBB: «Wir bringen jede Sprayerei konsequent zur Anzeige.»

Doch: «Der Aufwand für das Entfernen von Graffitis ist sehr gross, und es fallen Mitarbeiter- und Materialkosten für die Reinigung an. Zudem müssen starke Chemikalien zur Reinigung eingesetzt werden», erklärt Christian Ginsig die Abläufe. Dies wird auch in Reichenburg und in Schübelbach der Fall sein, wo die Bahnhofsunterführungen mit Hassparolen verunstaltet wurden.

Die SBB arbeiten zum Thema Graffiti auch mit Videoüberwachungen und gemeinsamen Aktionen mit den Polizeikorps der Kantone: «Die Sensibilisierung zum Thema Vandalismus ist ein Dauerthema im Schulzug der SBB.» Damit verbunden wäre es den SBB am liebsten, wenn Medien darüber möglichst wenig bis gar nicht berichten und vor allem auf Bildmaterial verzichten. Denn leider würden Berichterstattungen oft Folgeschäden auslösen, hiess es weiter auf Anfrage.