verachtet, waren bis vor kurzem noch seine Freunde. Mit ihnen hat er

heute

literweise Bier gekippt, ist grölend mit Heil-Hitler-Gruss vor demAsylbewerberheim gestanden, hat Jagd auf Ausländer gemacht.

Fabian aus der Nordwestschweiz, anderthalb Jahre einSkinhead. «Springerstiefel, Bomberjacke und Glatze gaben mir einGefühl von Stärke», sagt er. «Mein Feindbild waren die Ausländer.» EinDutzend, schätzt er, hat er verprügelt. «Zwei Albanern habe ich mitmeinen Stiefeln das Nasen- und das Jochbein zertrümmert.» Heute musser den Kopf schütteln, wenn er davon erzählt. Blinder Hass hatte ihngetrieben. «Wir haben uns in der Gruppe gegenseitig hochgeschaukelt.»Auch damals, als sie mit Eisenstangen einen Treffpunkt vonjugoslawischen Staatsangehörigen stürmen wollten. «Doch da haben wirselber auf die Fresse gekriegt.» Und er erschrickt selber über seineEinschätzung im Rückblick: «Wenn ich eine Knarre gehabt hätte, dannhätte ich sie wohl niedergeknallt.»

In seinem Zimmer hingen Hakenkreuze und Porträts vonAdolf Hitler. «Am Anfang motzten meine Eltern, dann wollten sie michrauswerfen und schliesslich hatten sie Angst vor mir.» Die Mutter weinte,kapitulierte, resignierte. «Wir hatten viele Ausländer in der Schule. Das gab Stress. Als fünf Typen auf micheinschlugen, wurde ich radikal.» Die Fehler, sagt Fabian, habe er immer bei den anderengesucht: «Ich war mit mir einfach nicht zufrieden.»

Kontakte zu anderen Neonazis knüpfte Fabian an Spielen des FC Basel. Eineschleichende Entwicklung: «Zuerst riefen wir «Scheiss-Jugos» , dann brüllten wir «SiegHeil» und am Schluss meinten wir es ernst damit, dass die weisse Rasse herrschen soll.»Fabian hörte rechtsradikale Musik: «Dieser aggressive Sound hat mich selber aggressivgemacht.» Das neue Leben begann, als Fabian die Schule wechselte und neue Freunde um sich hatte.«Die haben auf mich eingeredet, mir die Augen geöffnet.» Ein langer und schwierigerProzess. Plötzlich hatte Fabian auch jugoslawische Kollegen, lernte Schwarze kennen. «Wiebei einem Alkoholiker gab es Rückfälle. Ich hatte mit mir selber zu kämpfen, musste meineganze Denkweise ändern, mir meine fremdenfeindlichen Gesten abgewöhnen.» Fabianwollte nicht länger ein Skin sein: «Eines Abends habe ich meine Bomberjacke verbrannt.»Für den Ausstieg kassierte er von seinen ehemaligen Neonazi-Freunde mehrmals Prügel:«Für die bin ich ein Verräter.»

Heute, sagt Fabian, sei er gegen jegliche Form von Gewalt: «Das bringtüberhaupt nichts und führt nur zu Gegengewalt.» Das will er auch einmal seinenSchülerinnen und Schülern weitergeben. Fabian will Lehrer werden.