Uster lässt Skinheads ins Schützenhaus

Landbote

Rund 120 Rechtsradikale haben am Samstag in Uster eine «Geburtstagsparty» gefeiert ? im Schützenhaus, das der Stadt selber gehört.

uster ? Wer gestern Nachmittag die Stadtpolizei Uster anrufen wollte, kam nur bis zum Telefonbeantworter. Der Posten war nicht besetzt. Denn die Beamten hatten in der Nacht auf Sonntag überraschend ausrücken müssen und gingen sich dann nach Hause erholen.

Der Grund für den nächtlichen Einsatz: Rund 120 Rechtsextreme trafen sich am Samstagabend im Schützenhaus Mühleholz zu einer Feier. Die Partygäste kamen aus allen Ecken der Schweiz ? unter anderem aus dem Bündnerland, dem Tessin und der Waadt ? aber auch aus Deutschland und Österreich.

Brisant: Das Schützenhaus gehört der Stadt Uster. Sie vermietet die Schützenstube für spezielle Anlässe. Laut dem Ustermer Sicherheitsvorstand Hans Streit (SVP) hatte eine Privatperson den Saal gemietet. Und zwar unter dem Vorwand, dort eine «Geburtstagsparty» feiern zu wollen.

Die Polizei erfuhr gemäss Streit am Samstag vom Treffen. Man habe mit den Organisatoren vor Ort gesprochen, sagte er gestern. «Wir machten ihnen klar, dass wir keine Auseinandersetzungen wollen.» Die Nervosität der Beamten hatte ihren Grund: Im Zivilschutzbunker unter dem Schützenhaus befindet sich eine Notunterkunft für abgewiesene Asylbewerber. Nach dem Gespräch beschränkten sich die Stadt- und Kantonspolizisten darauf, Präsenz zu markieren. Laut einem Kapo-Sprecher wurden keine Personen kontrolliert. Es sei zu keinen Vorfällen gekommen, sagte er, und es habe kein Konzert stattgefunden.

Der Fall ist doppelt pikant: Nicht nur wurde die Stadt Uster von den Rechtsradikalen mit einem bekannten Trick übertölpelt. Die Stadt hatte im Sommer gezeigt, dass sie auch anders kann: Eine Vertreterin des Zürcher Bleiberecht-Kollektivs mietete das Schützenhaus. Sie verschwieg zunächst, dass sie Teilnehmer eines Protestmarsches gegen die «prekären Bedingungen in der Notunterkunft» unterbringen wollte. Als die Sache aufflog, wurde der Vertrag von der Stadt gekündigt. Die Demonstranten übernachteten unter freiem Himmel.