Tipps für die Linken

 

Berner Zeitung

Solothurner Tagblatt ausserhaus 

Patrick Studer ist Ausserhaus-Redaktor. 

Liebe Chaoten, Antifaschisten, Linksautonome und Angehörige des Schwarzen Blocks sowie 

des Revolutionären Aufbaus: Herzliche Gratulation zum neusten Coup: In Tausende von 20 

Minuten-Zeitungen habt ihr am Mittwoch eine gefälschte «WEF-Sonderbeilage» 

reingeschmuggelt, worin ihr wie üblich gegen den Kapitalismus und «die Mächtigen» wettert. 

Ich find’ die Aktion wirklich nett, obwohl ich viele eurer Standpunkte nicht teile. Das ewige 

Gemotze gegen den Kapitalismus etwa finde ich etwas pubertär, und die Super-anarchisten 

vom Schwarzen Block mit ihrer Universal-Antihaltung finde ich etwas infantil. 

Und: Etwas verbindet euch meiner Meinung nach mit euren Lieblingsfeinden, den Faschisten: 

diese Selbstgerechtigkeit. Ihr tut so, als wärt ihr im Besitz der Wahrheit. Dabei ist die Wahrheit 

lange tot, im Fall! 

Dennoch, weil ich für euch sehr Linke durchaus auch Sympathien hege, ein paar Tipps: 

An eurer Sprache müsst ihr arbeiten, denn diese wirkt schrecklich reaktionär. Vermeidet vor 

allem die Worte «Herrschaftsapparat» (tönt zu abstrakt) und «kraftvoll» (tönt irgendwie 

faschistisch). 

Und wenn ihr wieder nach Solothurn friedlich gegen das WEF demonstrieren kommt, solltet ihr 

euer Erscheinungsbild überdenken. Vermummt, flaschen- und feuerwerkwerfend und seltsame 

Parolen brüllend habt ihr am Samstag nicht gerade wie friedliebende Prinzessinnen auf dem 

Morgenspaziergang gewirkt. Wie Prinzessinnen habt ihr erst gewirkt, als ihr nach der Demo in 

einer Mitteilung über den Gummischrot-Einsatz, der zu einer guten Demo einfach dazugehört, 

gejammert habt. 

Aber, liebe sehr Linke: Wenn ihr wieder mal die Server der eidgenössischen Sozialisten von der 

Pnos hackt und entlarvt, wie braun dieser Haufen ist, freue ich mich sehr mit euch und schicke