Theater-Projekt ist «geschmacklos»! Zürcher Stapi will Schweiz nicht entköppeln

Blick.ch: ZÜRICH – Ein Künstler will «Weltwoche»-Chef und SVP-Politiker Roger Köppel im Rahmen einer Kunst-Aktion den Geist eines Nationalsozialisten austreiben. Die Zürcher Stadtpräsidentin findet das Projekt «schlechte Satire».

Die Projekt «Schweiz entköppeln» des Theaters Neumarkt sorgt bis in die höchsten politischen Kreise für Kopfschütteln.

Stadtpräsidentin Corine Mauch kritisierte gestern die Aktion, die sich gegen «Weltwoche»-Verleger und SVP-Nationalrat Roger Köppel richtet. Mauch nannte das Theaterprojekt «geschmacklos» und «schlechte Satire». Damit werde eindeutig eine rote Linie überschritten.

Mauch betonte aber auch, dass die Stadt die künstlerische Freiheit der von ihr subventionierten Institutionen respektiere. Die Subventionen für das Theater Neumarkt seien vom Parlament beschlossen. Es wäre falsch, deshalb jetzt eine politische Debatte zu führen. Sie will die Aktion aber im Verwaltungsrat des Theaters thematisieren.

Ist Ruch besessen von Köppel?

Hinter «Schweiz entköppeln» steht der umstrittene deutsch-schweizerische Performance-Künstler Philipp Ruch. Ziel seiner Aktion ist es, Köppel vom Geist des Nationalsozialisten Julius Streicher zu befreien, von dem dieser angeblich besessen ist.

Über die Website zum Projekt kann Köppel zudem verflucht werden: So kann dem Nationalrat beispielsweise ein Autounfall oder die Krankheit Ebola gewünscht werden.

Es ist nicht das erste Mal, dass Ruch den Journalisten und Politiker frontal angreift. Im vergangenen September schaltete er im Magazin «Surprise» eine Anzeige mit dem Titel «Tötet Roger Köppel!» und rief damit zum Mord am «Weltwoche»-Chef auf.

Neumarkt inszenierte Prozess gegen Köppel

Und auch das Theater Neumarkt hat sich schon einmal mit Roger Köppel beschäftigt: 2013 inszenierte der Regisseur Milo Rau einen öffentlichen Gerichtsprozess gegen den «Weltwoche»-Chef.

Köppel wurden unter anderem «Panikmache, Diffamierung und Rassendiskriminierung» vorgeworfen. Die Schein-Verhandlung endete allerdings mit einem Freispruch.

Vorbild Schlingensief

Politische Performances sorgen in der Stadt Zürich immer wieder für rote Köpfe. Einer der die Provokation der Öffentlichkeit bis hin zur Perfektion beherrschte, ist der vor fünf Jahren verstorbene deutsche Thatermacher Christoph Schlingensief – auf den sich auch Philipp Ruch immer wieder beruft.

2001 sammelte Schlingensief – im Vorfeld seiner berühmt-berüchtigten Zürcher «Hamlet»-Inzenierung mit «austeigewilligen Neonazis» als Darsteller – auf der Strasse Unterschriften für ein Verbot der SVP («volksverhetzend») sowie den Eishockey-Club ZSC («unentschlossene Haltung gegenüber Hooligans»)

Weil die Volksseele kochte, sah sich das Schauspielhaus damals zu einer Erklärung genötigt, dass es in der Forderung «keinen ernsthaften künstlerischen und politischen Anspruch» sehe. (bau/SDA)