Sempacher feiern ohne politische Störenfriede

Zentralschweiz am Sonntag vom 27.6.2010

Schlachtjahrzeit

Erstmals eine Schlachtfeier in kleinem Rahmen – und trotzdem zogen die Hellebarden-Träger aus.

Barbara Inglin

«Früher war ich ein Redner unter vielen, heute bin ich der erste und einzige», so begrüsste der Sempacher Stadtpräsident Franz Schwegler gestern seine Bürger zur Jahrzeit der Schlacht bei Sempach von 1386.

Schwegler spielt darauf an, dass die Feier bis zum letzten Jahr eine grosse Angelegenheit war, mit der Luzerner Regierung und vielen auswärtigen Besuchern. In diesem Jahr gab es für die Sempacher hingegen nur eine ökumenische Andacht vor der Festhalle mit anschliessendem Morgenbrot. Kein Umzug, keine grossen Reden. Denn im letzten Jahr waren neben den Rechtsextremen erstmals auch linke Demonstranten aufgetaucht – das zog ein riesiges Polizeiaufgebot nach sich. Das Städtchen glich einer Festung.

Verschmiertes Denkmal

Auf den gut besetzten Festbänken am See waren die Besucher denn auch einfach froh, dass man das strahlende Sommerwetter, Musik und Morgenbrot in Ruhe geniessen konnte. Trotzdem spricht Stadtpräsident Schwegler wohl für alle, wenn er sagt: «In Zukunft wollen wir wieder ein grösseres Fest und einen Umzug durchs Städtli.» An einem solchen Konzept für eine Feier mit nationaler Ausstrahlung wird derzeit gearbeitet (Ausgabe vom 17. Juni).

Ganz frei von Störaktionen blieb die Schlachtjahrzeit aber nicht. Unbekannte hatten in der Nacht auf Samstag das Winkelried-Denkmal bei der Schlachtkapelle mit roter Farbe beschmiert. Gestern Vormittag war die Schmiererei bereits weitgehend beseitigt. Im Vorfeld munkelte man, dass die Rechtsextremen hier auftauchen wollten. Tatsächlich zeigt sich kurz vor Mittag in der Ferne eine Horde Männer, die den Hügel hinaufstapft. Sie tragen keine Springerstiefel, sondern farbige Strumpfhosen und Hellebarden über der Schulter. Die historische Kriegergruppe Sempach hat sich unangekündigt trotzdem zum Marsch aufs Schlachtfeld entschlossen. «Es gehört einfach dazu, das lassen wir uns nicht von politischen Gruppierungen kaputtmachen», sagt Obmann Peter Schürmann.