Seiten auf den grössten Schweizer Providern Bluewin, Sunrise/Diax, SwissOnline und IP-Plus sperren.

Der Bund

Seither können deren Kundinnen und Kunden die Homepages von Sturmfront Dällikon nicht mehr anklicken.

Strafuntersuchung läuft

Weitere Zürcher Homepages wie jene von Skinheads Limmattal und von „8814webjump.com“ sind ganzgelöscht worden. Wie viele Zürcher Skinhead-Seiten im Netz sind, ist der Kantonspolizei nicht bekannt.Einzig der Betreiber von „8814webjump“ konnte von der Zürcher Kantonspolizei ermittelt werden; gegen ihnläuft eine Strafuntersuchung. „Nur selten gelingt es, die Betreiber rassistischer Homepages zu identifizieren,denn die meisten weichen auf einen amerikanischen Server aus“, erklärt Hans-Jörg Naegeli von derKantonspolizei Zürich. Dazu kommt, dass die Betreiber ihre Spuren im Internet verwischen, indem sieDomain- oder Mailadressen fälschen. Die Zürcher Skinhead-Szene wachse kontinuierlich, zu einerRadikalisierung trage das Internet bei, so Naegeli. „Es gibt im Kanton rund 200 aktive Skins, wovon sich dieHälfte einer Gruppe angeschlossen hat.“ Bei der Kantonspolizei Zürich existiert kein speziellerInternetermittlungsdienst; im Dezember hatte der Regierungsrat die Schaffung einer kantonalen Fachstellezur Bekämpfung von Rechtsextremismus abgelehnt.

Hinweise auf rechtsextreme Homepages erhält die Kantonspolizei hauptsächlich von der Bundespolizei undPrivaten, wie etwa dem Basler Verein Aktion Kinder des Holocaust (AKdH). Dieser hat sich daraufspezialisiert, rassistische und antisemitische Homepages auf explizit nazistische Provider zu verdrängen.Zuerst informiert die AKdH ahnungslose Provider darüber, dass sie Skinhead-Seiten aufgeschaltet haben.Um eine Anzeige wegen Verstosses gegen das Anti-Rassismus-Gesetz zu verhindern, schalten dieseProvider die Skin-Seiten ab, so geschehen etwa beim Schweizer Provider „agri.ch“. Die Betreiber derSkinhead-Seiten müssen einen neuen Unterschlupf suchen und finden ihn oft bei explizit nazistischen undantisemitischen Providern. Mit diesem Vorgehen verfolgt die AKdH eine Doppelstrategie. Einerseits sollenunbedarfte Surfer beim ersten Klick Hassseiten sofort dem braunen Sumpf zuordnen können. Denn dieSprache der Hass-Provider und die verwendeten Symbole (Hakenkreuz) sind eindeutig. Andererseits will dieAKdH diesen Hass-Providern technische und finanzielle Schwierigkeiten bereiten. Denn je mehr rassistischeSeiten etwa beim amerikanischen Gratisanbieter „14front88″ Unterschlupf suchen, desto grösser wird für ihnder technische und finanzielle Aufwand. Bis er schliessen muss. Mit dieser Strategie war AKdH bereits beimnazistischen Provider yoderanium. com erfolgreich – der Betreiber machte dicht. Nun kündete auch“14front88“ – bei welchem die Sturmfront Dällikon aufgeschaltet ist – Probleme an.

Mit diesem Vorgehen seien die Ziele der AKdH erreicht, erklärt Samuel Althof, Sprecher des AKdH. Nämlich“einen – wenn auch nicht ganz – wasserdichten Jugendschutz sowie eine Sensibilisierung gegenüber derProblematik“. Erfolgsmeldungen wie jene zum Provider „14front88“ führten nicht dazu, dass die Behörden dieHände in den Schoss legen und glauben, das Problem im Griff zu haben. Im Gegenteil: „Bundesrätin RuthMetzler weiss, dass ein Handlungsbedarf besteht“, sagt Althof.

Wer hinter den Zürcher Skinhead-Homepages steckt, ist kaum bekannt. Für Sturmfront Dällikon zeichnetein „Beat aus Dällikon“, für jene aus dem Limmattal ein „Odin88″. Zwischen ihm und dem Betreiber von“8814webjump“ sollen enge Kontakte bestehen, das Strafverfahren könnte hier Details offenbaren. Über dasgezielte Vorgehen der AKdH wetterten kürzlich noch Skins im „Gästebuch“ der Skinheads Limmattal, diesich rege mit deutschen und amerikanischen Hass-seiten verlinkten. Kurz nach dem Löschen derLimmattaler Seite erhielt Samuel Althof eine Morddrohung von Schweizer Skinheads.

Sympathisanten immer jünger

Der Boom der Glatzenszene ist wohl nicht zu Ende, prognostiziert Journalist und Szenenkenner JürgFrischknecht. Die Sympathisanten und Mitläufer werden immer jünger. „Die Szene selbst diskutiert überdiese Babyskins. Dazu kommt: Der Nazi-Rock ist dank MP3 heute viel zugänglicher. Es gibt Schulklassen,in denen die Nazi-Rockmusik mit ihrer mörderischen Botschaft zur Leitkultur geworden ist.“ Auch hier istdas Internet Vermittler, auf Skin-Homepages werden Bands und deren CDs angeboten.