Schwundprozess bei Rechtsextremen

Tachles, Hans Stutz.

In den letzten Augusttagen haben in der Westschweiz zwei rechtsextreme Organisationen ihre Aktivitäten beendet.

«Selbstauflösung» nennt es die Genfer Gruppe «Kalvingrade Patriot», «einfrieren» die Parti Nationaliste Suisse (PNS). Die Rechtsextremen aus der Calvin-Stadt verbanden Kampfsport mit politischer Bildung, waren gut vernetzt mit Gesinnungskameraden in Savoyen und in der Region Lyon, aber gemäss eigenen Angaben auch nach Italien, Serbien und Bulgarien. Nach fünf Jahren würden sie das «Abenteuer» beenden, kommentieren sie ihren Beschluss. Und sie hätten genug vom «Kleinkrieg gegen die bourgeoisen Söhne der Antifa». Das «Neonazi-Grüppchen» hätte «kapituliert», erwidert die Action Antifasciste Genève. Die KP-Leute seien verantwortlich für «Aggressionen wie Einschüchterungen gegen Orte und Personen». Nun könnten sie weder den «Konsequenzen ihrer Provokationen» noch dem «antifaschistischen Druck» standhalten.

Ideologische Differenzen
Die PNS war der autonom agierende Ableger der Partei National Orientierter Schweizer. Seit der Gründung 2011 präsidiert von Philippe Brennenstuhl, der bereits vorher als Holocaust-Leugner aktiv war. Für den Misserfolg der Kleinstpartei, die sich an den kantonalen und den nationalen Parlamentswahlen je zweimal erfolglos beteiligte, macht er die Medien verantwortlich. Diese seien «globalistisch und marxistisch» und hätten die Partei totgeschwiegen, ja «zensuriert». Brennenstuhl erwähnt aber auch «ideologische» Differenzen und persönliche Anfeindungen. Den Facebook-Auftritt der Partei will Brennenstuhl weiterführen. Auch lässt er offen, ob er die Partei irgendwann wieder aktivieren will.

Spartanischer Kampf gegen Eindringlinge
Aktiv bleibt weiterhin die Gruppe Résistance Helvétique. Am vergangenen Wochenende lud sie zu einem Vortrag von Anatoly Livry in ihren Versammlungsraum im waadtländischen Städchen Aigle. Der 48-jährige Russe* zählt sich zu den Nietzsche-Fachleuten, er sprach über den «heldenhaften» Kampf der Spartaner gegen die Perser. Offensichtlich mit dem Unterton, die Europäer müssten sich gegen Eindringlinge wehren. Ansonsten vertritt der Redner auch die germanophile Ansicht, Österreich sei keine eigene Nation, sondern deutsch. Auch verbreitet er Vorstellungen vom «Rassismus gegen die Weissen». Gemäss seinen eigenen Angaben soll Livry in Altdorf im Kanton Uri wohnen. Die Angaben liessen sich nicht überprüfen.

Kurzfristig kündigte Résistance Helvétique am Samstag an, auf «Druck» müsse die Veranstaltung an einem privaten Ort stattfinden. Später meldeten die Rechtsextremen, «trotz Angriffen des weltbürgerlichen Systems» seien «einige Mitglieder» anwesend gewesen. Ein Foto zeigt neun Männer, deren Köpfe in Ritterhelmen stecken.