Rechtsradikaler zeigt vor Gericht Reue

BernerZeitung

Der 28-jährige Gründer der Nationalen Partei Schweiz (NPS) muss sich seit gestern wegen einem Pistolenschuss in der Aarbergergasse verantworten. Der psychisch Kranke gab seiner Reue über die Tat Ausdruck.

Am Abend des 17. Februar 2002 rastete David M. aus. Nach einer kurzen Auseinandersetzung mit einem Bekannten zog der Gründer der rechtsextremen Nationalen Partei Schweiz (NPS) in der Aarbergergasse seine Waffe und schoss. «Dabei», sagte er tags darauf gegenüber dieser Zeitung, habe er lediglich einen gezielten «Warnschuss» auf die Vitrine im Laubenbogen abgegeben. Dort schlug das Projektil denn auch ein – 1,5 Meter neben dem Kontrahenten von David M. und nur einen Meter neben dessen Begleiterin. David M. und der bekannte Türsteher hatten seit Wochen im Streit gelegen. Als sie sich dann aber vor der Disco «Tonis the Club» über den Weg liefen, kam es zur offenen Auseinandersetzung. «David M. zog eine Grimasse und spuckte vor mir auf den Boden», gab der Türsteher gestern vor dem Kreisgericht Bern-Laupen zu Protokoll. Was los sei, habe er von dem «Nazikopf», wissen wollen und sei auf David M. losgegangen. Doch als dieser den hundert Kilogramm schweren und der Polizei einschlägig bekannten Amateurboxer auf sich zukommen sah, zückte er die Pistole.

Vor dem Kreisgericht bekannte der 28-jährige Täter gestern, er habe damals politisch «völlig verkehrt gedacht», was ihm «Morddrohungen von Linksextremen» auf dem Internet eingebracht habe. Aus Angst habe er sich einen Revolver angeschafft – mangels Waffenschein auf illegalem Weg. Ausserdem habe er es für «cool» gehalten, mit einer Waffe herumzugehen.

«Angst besser im Griff»

Es habe sich seither vieles geändert in seinem Leben. Durch die Psychotherapie, eine medikamentöse Behandlung und die Arbeit im geschützten Rahmen eines Wiedereingliederungsprogramms habe er gelernt, mit seinen Angstzuständen besser umzugehen. Ausserdem habe sich sein soziales Umfeld völlig verändert. Er wohne seit zwei Jahren mit seiner Freundin zusammen und habe «durch einen Beizenwechsel und die Arbeit» neue Freundschaften geknüpft.

Gerichtspräsidentin Christine Schaer befragte auch den bedrohten Mann, einen Türsteher bei verschiedenen Clubs. Der Angeschuldigte, ein flüchtiger Bekannter, habe ihn mit einer Grimasse provoziert. Er habe den Mann gefragt, was dies solle, «zugegebenermassen mit nicht gerade netten Worten». Dann habe sein Gegenüber die Pistole gezückt. Weiter äusserten sich zwei Experten zum psychischen Zustand des Angeschuldigten. Gemäss ihrem Befund leidet er an einem «Gille-de-le-Tourette»-Syndrom, dass aggressive Ausbrüche und Angststörungen zur Folge haben kann. Zudem sei bei ihm eine «schwer wiegende psychische Persönlichkeitsstörung» auszumachen.

Der Angeschuldigte hatte im April 2000 die Nationale Partei Schweiz (NPS) gegründet. Sie hatte sich wenige Wochen danach wieder offiziell aufgelöst. Das Urteil ist für Freitag angekündigt.