Rechtsextremist kommt in die Ostschweiz

Südostschweiz: Die Pnos veranstaltet am Samstag ein Konzert in Rapperswil – und spricht von einem «Balladeabend». Doch der Sänger ist nicht harmlos.

6000 Rechtsextreme besuchten am Samstag ein Konzert im toggenburgischen Unterwasser. Die Schweiz ist schockiert – doch eine deutsche Rechtsband namens «Flak» kann das nicht verstehen. «Die Schweiz steht Kopf – ohne Grund» postete die Band gestern Abend auf Facebook. Und: «Danke für die Werbung.»

«Flak» machte sich auf Facebook nicht nur lustig über die «schreibende Gutmenschen-Brigade», die «keine Beweise» für Straftaten hat. Die Band ruft auch noch auf, am Samstag wieder in die Schweiz zu reisen für einen «sympathischen Balladeabend von ‘Phil’.» Aus der Nachricht wird deutlich, dass Phil am letzten Abend auch in Unterwasser war.

Neue Sektionen in der Ostschweiz

Phil, das ist der Sänger der Band Flak. Er tritt am Samstag an einer Veranstaltung der Pnos (Partei National Orientierter Schweizer) auf. Gemäss der Organisation «Antifa» findet der Anlass in Rapperswil statt. Pnos-Präsident Dominic Lüthard will diese Information weder bestätigen noch dementieren. Er sagt nur, dass der Anlass in der Ostschweiz durchgeführt werde. Lüthard kann nicht verstehen, dass die Veranstaltung für Schlagzeilen sorgt. Sie sei nicht mit dem Konzert in Unterwasser vergleichbar – ausser, dass es um ein ähnliches Gedankengut gehe. Die Pnos feiere die Gründung von fünf neuen Sektionen in der Ostschweiz. Für den musikalischen Rahmen sei der Sänger von Flak verantwortlich: «Es handelt sich nicht um ein Rockkonzert, sondern um einen Balladeabend.» Gemäss Lüthard wird die Veranstaltung in einem privaten Rahmen durchgeführt. Deshalb erstaunt es auch nicht, dass in Rapperswil-Jona kein Bewilligungsgesuch der Pnos eingegangen ist, wie Stadtschreiber Hansjörg Goldener sagt. In den Augen des Pnos-Präsidenten, er bezeichnet die Berichterstattung um das Neonazi-Konzert im Toggenburg als «Hexenjagd», handelt es sich bei «Phil» also um einen harmlosen Balladensänger. Indes: Er ist in der rechtsextremen Szene ein beschriebenes Blatt. So ist der Sänger involviert in einen der grössten Neonazi-Prozesse in Deutschland. Am Landgericht Koblenz wird seit vier Jahren der Prozess gegen das Aktionsbündnis Mittelrhein verhandelt. Die Staatsanwaltschaft wirft den 26 Angeklagten unter anderem die Bildung einer kriminellen Vereinigung, Körperverletzung, schwerer Landfriedensbruch und Verwendung verfassungswidriger Kennzeichen vor.

Die Band Flak hatte ihr erstes Album 2010 eröffnet, es wurde in Deutschland auf einen Index gesetzt. Seit 2012, seit der Razzia gegen das Aktionsbündnis Mittelrhein, hat die Band keine Konzerte mehr gegeben. Im letzten Jahr hat sie nun ihr zweites Album veröffentlicht und im November wird die Band ihr erstes Konzert seit vier Jahren spielen: an einem Neonazi-Event in Deutschland – zusammen mit Frontalkraft, eine Rechtsrockband, die in Unterwasser auf der Bühne stand. Aus Facebook-Einträgen von Flak lässt sich schliessen, dass der Vorverkauf für den Event am letzten Samstag gestartet wurde – im Toggenburg.