Rechtsextreme wollen ungestört bleiben

NZZ Online: Weil sie ein Neonazi-Konzert nicht verhindern konnte, stand die St. Galler Polizei in der Kritik. Am Samstag wollte sie nichts falsch machen. Und markierte mit einem Grossaufgebot in Rapperswil und in Kaltbrunn Präsenz.

Den Anfang haben am Samstag die Linksautonomen gemacht. Per SMS riefen sie zu einer Kundgebung in Rapperswil auf. Gekommen sind an die 60 Personen. Hintergrund des Protests war das Rechtsrock-Konzert im Toggenburg, bei dem über 5000 Neonazis ungehindert feiern konnten. Sie reisten dafür in Cars aus Ländern wie Deutschland, Österreich, Polen und Russland nach Unterwasser. Dagegen demonstrierten die Linksautonomen in Rapperswil. Es dürfe doch nicht sein, dass Neonazis aus dieser Region ein Konzert veranstalten können, schrie ein Demonstrant ins Megaphon, während andere ihre Transparente ausbreiteten. Weit kamen sie aber nicht.

Die Kantonspolizei war mit einem Grossaufgebot präsent und riegelte den Bahnhofsplatz in Rapperswil ab. Dies zog auch zahlreiche Schaulustige an. Die Polizei, die am Samstag nach der massiven Kritik von letzter Woche nichts falsch machen wollte, setzte sogar einen Helikopter ein, um die Demonstranten aus dem Umfeld der Antifa zu überwachen. Nach 40 Minuten aber war der Spuk vorbei. Die Protestaktion blieb friedlich.

«Ahnensturm» als Sicherheitsdienst

Einige der Demonstranten verteilten Flugblätter, auf denen die Ostschweiz als Wohlfühlort für Rechtsradikale bezeichnet wurde. «Letzte Woche Toggenburg, diese Woche Kaltbrunn», heisst es dort. Es ist eine Anspielung auf die Veranstaltung der «Partei National Orientierter Schweizer», kurz Pnos. Diese hat ebenfalls am Samstag ins Restaurant Löwen in Kaltbrunn geladen, um die Gründung von fünf Ostschweizer Sektionen zu planen. Dafür engagierte sie den Sänger der rechtsextremen Band «Flak», der für einen sogenannten Balladenabend sorgen sollte, in Deutschland aber in einen Neonazi-Prozess verwickelt ist.

In Kaltbrunn war deshalb das Medieninteresse gross. Vor dem Restaurant Löwen fanden sich zahlreiche Journalisten ein. Abgewimmelt wurden sie vom «Ahnensturm» – eine Art parteieigener Sicherheitsdienst. Vier bullige Männer mit Glatzen und Bomberjacken – teils mit Schweizerkreuz auf der Brust – versperrten den Weg.

Dies sei ein Privatanlass, sagte Pnos-Parteipräsident Dominic Lüthard, der beim Eindunkeln vor die Medien trat. Polizei und Journalisten müssten draussen bleiben. Den «Ahnensturm» habe man aufgeboten, um sich zu schützen – «zum Beispiel vor Linksradikalen oder aufdringlichen Journalisten». Ob er sich denn nicht von der Polizei geschützt fühle? Diese war nämlich auch in Kaltbrunn mit einem Grossaufgebot vor Ort. «Doch», sagte Lüthard, «aber mit unserem Sicherheitsdienst, der etwa 25 Mann zählt, sind wir auf gleicher Wellenlänge.» Via Facebook verkündete die Pnos denn auch, man werde die Personalien beim Eintritt ins Gasthaus überprüfen. Gekommen sind laut Lüthard rund 70 Personen. Zu gewaltsamen Auseinandersetzung zwischen Rechts- und Linksextremen kam es nicht.

Die Pnos zählt rund 400 Mitglieder. In den Ostschweizer Sektionen sind rund 70 Personen aktiv. Zum Rechtsrock-Konzert von vergangener Woche sagte Lüthard lediglich, die dort vertretene Ideologie passe anscheinend nicht jedem. Die Nähe seiner Partei zu rechtsextremem Gedankengut sei von den Medien aufgebauscht worden.