Rechtsextreme Partei will in Graubünden Fuss fassen

Südotschweiz. Heute Abend wird in Chur die Bündner Sektion der Partei national orientierter Schweizergegründet. Wer ihre politische Richtung nicht kennt: Rechtsextrem passt.

Ein Flyer lädt Interessierte heute Abend um 20 Uhr in Chur zu einem Infoanlass zwecks Gründung der Partei national
orientierter Schweizer (Pnos), Sektion Graubünden, ein. Eins
vorweg: Den Ort der Sektionsgründung gibt Pnos-Chef Dominic
Lüthard nicht bekannt. «Es ist ein interner Anlass, wir haben nur
uns bekannte Leute zum Anlass eingeladen.»

Doch wer ist die Partei, die jetzt auch in Graubünden einen Fuss
in der Parteienlandschaft haben will? Laut Eigenwerbung ist die
Pnos schlicht die Partei der Eidgenossen. Eine Partei, die
entschlossen ist, für die Zukunft ihres Heimatlandes einzutreten
und die Probleme unserer heutigen Zeit bei den Wurzeln
anzupacken, so der Pnos-Text

Szene ist überschaubar

Weiter erfährt man, dass die Pnos das Volk in das Zentrum ihres
politischen Strebens stellt. Und dies nicht etwa aus
«fremdenfeindlichen Motiven heraus, sondern weil sie erkannt
hat, dass das Überleben der Völker Europas von zentraler
Wichtigkeit für das Fortbe-stehen von Europa und der Schweiz
selbst ist».

Graubündens rechte Szene ist überschaubar. Und trotzdem
scheint es der Pnos wichtig zu sein, hier eine Sektion zu gründen.
Eigentlich eine logische Konsequenz ihre Planes, die Ostschweiz
abzudecken. So schreibt die Partei auf ihrer Homepage, man
spüre im ländlich-konservativen Teil der Ostschweiz «eine immer
grösser werdende Akzeptanz und Solidarität für unsere Politik».
Der Journalist und Experte für Rechtsradikalismus Fabian
Eberhard formuliert es so: «In der Ostschweiz ist die Pnos zurzeit
aktiver als in anderen Regionen der Schweiz.»

Die Pnos will also in Graubünden eine Sektion gründen. Eine
Partei, die nicht ganz ohne ist. Im Jahre 2001 stufte sie das
Bundesamt für Polizei als rechtsextreme
Organisation ein. Allerdings wurde sie danach im
jährlich erscheinenden Staatsschutzbericht von Jahr zu Jahr als
weniger gefährlich eingeordnet. Auch Eberhard sagt: «Man darf
die Pnos nicht überbewerten, allerdings auch nicht
unterschätzen.» Bei den Gründungen von Sektionen gehe es der
Pnos vor allem darum, ihr Gedankengut zu verbreiten. Zudem
gebe es einen kleinen Teil, der durchaus aktiv sei, so Eberhard.

Alles gegen den Islam

Hans Stutz, Kenner der rechtsextremen Szene in der Schweiz,
listet auf seiner Homepage die aktuellen Meldungen zu
Rechtsextremismus und Rassismus in der Schweiz auf. Der letzte
Vorfall mit Beteiligung der Pnos fand am 19. August in Baden im
Kanton Aargau statt. Einige Pnos-Exponenten hätten ein
Transparent «Islam stoppen – Frauen schützen» gehisst, schreibt
Stutz. Die Partei begründete ihr Vorgehen damit, dass auch sie
einen Beitrag zum Erhalt der europäischen Kultur und der
europäischen Kernvölker leisten wolle und mit diesem
mahnenden Banner Stellung gegen
den Islam und seine Verbreitung in Europa bezogen habe.
Am 6. August verhüllten Pnos-Leute in Altdorf das Tell
-Denkmal mit einem schwarzen Tuch, das
eine Burka darstellen sollte. Zehn Männer und eine Frau
machten sich mit dem Spruch «Islamisierung stoppen»
bemerkbar.

Und am 29. Juli hielt die Sektion Solothurn ihre erste
Generalversammlung ab. Unter anderem stellte sie ein neues
Flugblatt mit dem Titel «Fünf vor zwölf war vorgestern» vor.

Zwölf Jahre im Amt

Zurzeit zählt die Pnos schweizweit zwischen 300 und 400 Mitgl
ieder. Pnos-Chef Lüthard geht aber von 500 Mitgliedern aus. Es
seien rund 150 Mitglieder der ehemals Direktdemokratischen
Partei Schweiz dazugekommen, da diese Partei dieses Jahr aufgelöst worden sei. Alleine in der Ostschweiz dürfte die Zahl der Pnos-Treuen bei
etwa 80 liegen.

Lüthard ist mittlerweile zwölf Jahre im Amt. Amtsmüde scheint er
nicht zu sein. Vor Kurzem sagte er im «St. Galler Tagblatt»:
«Solange nur ein einziger St. Galler noch aufrecht geht und sich
nicht knechten lässt, ist unser politischer Kampf nicht umsonst.»
Die Pnos biete dem «noch nicht der Multikultipropaganda zum
Opfer gefallenen Teil unseres Volkes eine gesunde Alternative».

Einstieg in die Bundespolitik

Zurück zur Pnos-Sektionsgründung von heute Abend in Chur. Und zurück zur Region Ostschweiz und zur Frage, ob sich Leute
finden werden, die sich für diese Partei interessieren. «Wir haben
schon jetzt eine Anhängerschaft in Graubünden», sagt Lüthard.
«Und wenn es läuft, dann läuft es.» Er erinnert an den grossen
Auflauf bei den aktuellen Sektionsgründungen in der Ostschweiz. Der Pnos-Chef sagt aber auch klar und deutlich: «Wir wollen in der ganzen
Schweiz präsent sein.»

Was die Pnos wirklich will, ist der Einstieg in die «richtige Politik».
«Im Kanton Bern machen wir nächstes Jahr mit einem
Kandidaten bei den Grossratswahlen mit», erklärt Lüthard. Später komme dann auch der Nationalrat an die Reihe.