Rechts- und Linksradikale wiegeln sich gegenseitig auf

Der Bund

JUGENDSZENEN / Rechts- und linksradikale Jugendszenen liefern sich einen Kleinkrieg mit Klebern, Sprayereien und Pöbeleien. Der Stadtpolizei macht die Entwicklung Sorge.

rg/dv. Letztes Wochenende, in der Nacht zum Samstag, wars wieder einmal so weit: Angehörige beider Szenen trafen im Bahnhof aufeinander; die Polizei tauchte auf, verhinderte eine Schlägerei. Nicht immer bleibt ein solches Zusammentreffen gewaltfrei: In den letzten Wochen sei es vermehrt zu gegenseitigen Aufwiegelungen und Pöbeleien gekommen, und dabei seien nicht bloss verbale Auseinandersetzungen, sondern auch Handgreiflichkeiten festgestellt worden, erklärte Fritz Schlüchter, Leiter des Informationsdienstes der Stadtpolizei, gestern auf Anfrage. Dass es irgendwann zu einer grösseren offenen Konfrontation kommen könne, sei «nicht auszuschliessen», so der Staatsschutzmann weiter.

Zunehmende radikale und extremistische Umtriebe im öffentlichen Raum der Bundesstadt lassen sich auch an Wänden und Fassaden ablesen – da häufen sich die Hinterlassenschaften rechter wie linksautonomer Gruppierungen, sei es gesprayt, sei es auf Klebern: Rassistische Parolen, Skinhead-Motive und Hakenkreuze auf der einen, anarchistische Symbole, antifaschistische Slogans und Parolen gegen die Polizei auf der anderen Seite. Besonders perfid: In letzter Zeit sollen in Bern gar «Nazikleber» mit hinten beigefügtenRasierklingen aufgetaucht sein – auf dass sie diejenigen verletzen, die diese Kleber entfernen wollen. Dies jedenfalls teilt die linksextreme «Autonome Randgruppierung (ARG)» in einer Medienmitteilung mit. Schlüchter jedoch kann das Auftauchen von neonazistischen Klingenklebern nicht bestätigen.

Die Polizei beobachtet die Entwicklung der rivialisierenden Szenen «sehr genau», wie Schlüchter sagt. Ein Auge hat die Polizei unter anderem denn auch auf die ARG, die sich dem «antifaschistischen Kampf» im Raum Bern verschrieben hat. Angesichts rechtsextremer Provokationen warnt die ARG ihrerseits vor einer Eskalation: «Es ist noch Brutaleres zu erwarten.»