Rätselraten um eine brutale Tat

ZüriZeitung

Der Jugendliche, der auf dem Grillplatz Bochslen niedergeschlagen worden ist, schwebt weiterhin in Lebensgefahr.

Lucien Scherrer

Der Grillplatz Bochslen oberhalb von Hombrechtikon ist ein idyllischer Ort: Man kann den Blick über den Zürichsee und auf die Berge schweifen lassen, während im Hintergrund die Waldvögel zwitschern. Erst kürzlich ist der beliebte Treffpunkt vom Zivilschutz saniert worden (siehe «ZSZ» vom 22. Juni). Doch in der Nacht auf Sonntag ist die Idylle durch einen brutalen Vorfall erschüttert worden. Ein 16-jähriger Jugendlicher aus Stäfa, der mit Freunden einen Grillabend verbrachte, ist während einer Auseinandersetzung schwer verletzt worden (vgl. Ausgabe von gestern). Das Opfer liegt in Zürich mit schweren Kopfverletzungen im Spital; sein Zustand ist den letzten Polizeiangaben von gestern Abend zufolge weiterhin «sehr kritisch».

Was sich in der Samstagnacht genau abgespielt hat, ist unklar. Sicher ist laut Kapo-Sprecher Karl Steiner, dass es gegen 2 Uhr zwischen der «Clique aus Stäfa» und vier bis fünf Jugendlichen aus Hombrechtikon zu Pöbeleien kam. «Es gab zwar keine Massenschlägerei», sagt Steiner, «aber zwei sind heftig aneinandergeraten.» Der Streit endete damit, dass einer der Hombrechtiker dem 16-jährigen Stäfner mit voller Kraft auf die Schädeldecke schlug – mit einer Holzlatte oder einem ähnlichen Gegenstand. Dass sich das Opfer die Verletzungen mit einem Sturz auf einen Stein selbst zugezogen hat, ist laut Steiner ausgeschlossen.

Nachdem die Hombrechtiker abgezogen waren, sass der Verletzte zwei Stunden regungslos vor einem Stein; seine Kollegen beachteten ihn nicht, weil sie ihn für betrunken hielten. Schliesslich ist aus dem Polizeibericht herauszulesen, dass einige Jugendliche dem Alkohol fleissig zugesprochen hatten. Erst um 4 Uhr, als der 16-Jährige von einer Patrouille des Gemeindesicherheitsdienstes Sisec angesprochen wurde und keine Reaktion zeigte, klärte sich die Situation auf.

Keine Rechtsextremen

Bis gestern Abend sind bei der Kantonspolizei mehrere Hinweise auf den Tathergang eingegangen. Denn Zeugen gibt es einige: Im Verlauf des Abends, sagt Karl Steiner, hätten sich gegen 30 Personen an der Feuerstelle aufgehalten. Aus welchen Kreisen die vier bis fünf Hombrechtiker stammen, ist noch unklar. Handelt es sich um Rechtsextreme, wie bereits gemunkelt wird? «Ausgeschlossen», sagt Kapo-Sprecher Steiner, «darauf deutet gar nichts hin.» Über die Identität des Opfers wurde nichts bekannt gegeben – ausser, dass es sich um einen Schweizer handelt.