Polizei ermittelt gegen «Ex»-Neonazi Kunz

SonntagsBlick

RÜCKFALL «Ich steige aus», behauptete Neonazi-Führer Sacha Kunz (28) vor einem Jahr. Ein Konzertauftritt im aargauischen Oberentfelden lässt nun Zweifel aufkommen.

Onkel Sam’s Musik Kneipe in Oberentfelden AG. Am 17. März betritt Sacha Kunz als Gastsänger die Bühne und grölt los: «Kleine Kinder habe ich gern gestückelt und in Scheiben, blutbeschmiert und mit grosser Lust wühl ich in Eingeweiden …»

Wegen seines äusserst sadistischen Inhalts ist das Lied in Deutschland seit Jahren verboten. «Wir sind an diesem Abend von Sacha Kunz überrumpelt worden», sagt Tom S., der Schlagzeuger der Begleitband.

Den Drummer schüttelt es heute noch: «Es war ein Fehler, ihn mit diesem menschenverachtenden Song auftreten zu lassen. Dazu hat er nach seinem Auftritt im Lokal noch rechtsextreme Sprüche von sich gegeben.»

Erstaunlich: 2006 behauptete Sacha Kunz, langjähriger Führer der Rechtsextremen in der Schweiz, aus der Neonazi-Szene ausgestiegen zu sein. Über seinen Ausstieg gab der sonst medienscheue Kunz bereitwillig Auskunft.

Sein Rückfall hat jetzt wieder einmal die Polizei auf den Plan gerufen. Der seit Jahren als Neonazi-Jäger aktive Heinz Kaiser aus Frick AG deponierte diese Woche das Filmmaterial des Konzertauftritts beim Aargauer Staatsschutz. Und er erstattete Anzeige wegen Gewaltverherrlichung sowie Aufruf zur Gewalt.

«Herrn Kunz wurde die Anzeige eröffnet. Die polizeiliche Einvernahme ist erfolgt und die Akte wurde zur Beurteilung an das Bezirksamt Aarau weitergeleitet», so Kapo-Sprecher Rudolf Woodtli.

«Ich bin im Mai 2006 ausgestiegen und dabei bleibt es», antwortete Kunz auf Fragen des SonntagsBlicks. Seinen Auftritt in Onkel Sam’s Musik Kneipe möchte er nicht kommentieren

Sacha Kunz

· 1998 Gründungsmitglied der Neonazi-Schlägertruppe «Blood and Honour».

· 2000 Gründung der Pnos (Partei national orientierter Schweizer).

· 2003 Verurteilung zu 16 Monaten Gefängnis bedingt wegen Körperverletzung.

· 2004 Start des grössten Schweizer Neonazi-Versands.

· 2005 Produzent von Musik und T-Shirts für den Rütli-Neonazi-Aufmarsch.

· 2006 Verurteilung zu 14 Tagen Gefängnis bedingt und einer Busse wegen Rassendiskriminierung. 3600 Euro Busse vom Amtsgericht Ludwigsburg (D) wegen Verbreitung rechtsextremer Propagandamittel.