Otto Ineichens Aktion, um die 1.-August-Feier zu retten

Blick

1000 Franken fürs Rütli ? wir sind dabei!

BERN. «Wir machen mit!» Otto Ineichen hat Erfolg mit seinem Appell zur Rettung der Rütli-Feier. Die ersten fünf Unternehmer haben sich gemeldet.

«Es ist doch einfach eine Schande, dass die Rütli-Feier wegen eines Haufens Rechtsextremer nicht durchgeführt werden soll», schimpft SVP-Nationalrat und Fuhrmann Ulrich Giezendanner (53). Deshalb unterstützt er die Initiative von Otto Ineichen (FDP, 66). Der hat gestern im BLICK angekündigt: «Wenn der Bund nicht zahlt, bringen wir das Geld selber auf.» Und Ineichen setzte gleich selbst den ersten Tausender.

Giezendanner ist auch bereit, 1000 Franken für die Rütli-Feier zu sponsern: «Die 1.-August-Rede auf dem Rütli ist eine wertvolle Tradition. Wer redet, ist zweitrangig. Wichtig ist, dass dort jemand am 1. August redet!»

Das findet auch FDP-Nationalrat und Bauunternehmer Philipp Müller (54): «Eigentlich zahle ich ja schon genug Steuern. Aber wenn Bund und Kantone das Geld fürs Rütli-Fest nicht aufwerfen wollen, greife ich halt in den eigenen Sack.»

Nicht nur Politiker unterstützen Ineichens Idee, auch KMU-Unternehmer. So Reto Senn (33) vom Folienwerk Folag in Sempach LU: «Die Rütli-Feier einfach wegen den Rechtsextremen ausfallen lassen? Das wäre ja ein riesiger Imageschaden. Deshalb mache ich mit.» Hans Burkhard (63), Hotelier im Hotel Vogelsang in Eich LU findet es «einfach schlimm, wenn wir den 1. August nicht mehr da feiern können, wo wir wollen». Für Daniel Neff (47) vom Ausbildungszentrum für Arbeitssicherheit in Rüthi SG ist es eine Ehrensache, seinen Obolus zu geben: «Unsere Firma lebt von der Sicherheit. Deshalb leisten wir unseren Beitrag für die Sicherheit des Rütli-Festes.»

SP-Chef Hans-Jürg Fehr (58) bietet zwar kein Geld, dafür «Naturalleistungen»: «Wenn Christine Egerszegi und Micheline Calmy-Rey dort reden können, organisiere ich 1000 Genossen auf die Rütli-Wiese.»

Ineichen gibt sich kampflustig: «Das ist erst der Anfang. Aber ich hoffe noch immer, dass der Bundesrat auf seinen Entscheid zurückkommt.»

Rütli-Debatte: Blocher gibt Gas

BERN. Kritik an den höchsten Schweizerinnen – und ein Loblied auf den Kuhfladen: Bundesrat Christoph Blocher (66) äussert sich zur Rütli-Debatte.

Gestern schaltete er sich in die Debatte um die 1.-August-Feier auf dem symbolträchtigen Rütli ein: SVP-Bundesrat Blocher äusserte sich in der «Rundschau» des Schweizer Fernsehens. BLICK dokumentiert zentrale Aussagen des Justiz- und Polizeiministers.

· Blocher über den Bundesrat, der Millionen ans WEF zahlt, aber keine 200000 Franken ans Rütli, wie dies die Innerschweizer Kantone verlangen: «Beim WEF zahlen wir, weil das ein wichtiges internationales Ereignis ist, das Private machen.»

· Blocher über die Bundesfeiern generell: «Wir haben keine zentrale Feier wie in Frankreich auf den Champs Élysées, das ist ein zentrales Kaiserreich. Wir wollen keine zentrale Feier in der Schweiz, weil die Schweiz von unten entstanden ist.»

· Blocher über Bundespräsidentin Calmy-Rey (61, SP), die auf dem Rütli auftreten will: «Sie soll doch dort eine Rede halten. Aber sie muss nicht beim Bund 250000 Franken holen. Ich rede an vier Orten, jedes Jahr. Ich würde mich (als) peinlich empfinden, wenn ich im Bundesrat sitzen und 250000 Franken… Ich muss auch sagen, sie hat es nicht gefordert, aber si e… das geht doch nicht.»

· Blocher über das Rütli, das laut SVP-Präsident Ueli Maurer «nur eine Wiese mit Kuhdreck» ist: «Ist für Sie eine Wiese, wo es Kuhdreck hat, eine Herabminderung? Das ist grad das Schöne an dem Rütli, die abgeschlossene Wiese. (…) Ich freue mich, dass es auf dem Rütli noch Kuhdreck hat. Das ist ein Zeichen, dass Kühe drauf weiden.»

· Blocher über Nationalratspräsidentin Christine Egerszegi (58, FDP), die ebenfalls auf dem Rütli auftreten will, und Frauenverbände: «Ich höre jetzt zum ersten Mal von der Nationalratspräsidentin, dass Frauenvereine die Organisatoren sind. Ich habe gemeint, es sei die Gemeinnützige Gesellschaft. Also nicht mal das ist klar. Nein, ich muss Ihnen sagen: ich schäme mich etwas, dass man auf dem Rütli die Sachen so schlecht organisiert.»

Blocher gab Gas in der «Rundschau». Wird die Schlacht ums Rütli zur Schlammschlacht ums Rütli?

Wie reagieren die Angegriffenen?

Die Schweizerische Gemeinnützige Gesellschaft (SGS), die die Feier organisiert und für die Ticketzuteilung mit der bürgerlichen Frauenorganisation Alliance F zusammen arbeitet?

SGS-Sprecher Martin Hofer: «Die Feier wird seit 1949 immer im gleichen patriotischen, feierlichen Rahmen organisiert.» Darum fragt sich Hofer: «Sind die beiden Rednerinnen etwa der Teil des Organisatorischen, der Bundesrat Blocher nicht gefällt?»