Neonazi verprügelte Mitschüler

Blick

Aufruhr am Gymnasium Burgdorf BE

VON NIKLAUS WÄCHTER

BURGDORF BE ? In der Freizeit verprügelt der Neonazi C. R. (16) zusammen mit seinem Bruder A. R. (19) immer wieder Mitschüler. Auch am letzten Samstag: Der ehemalige Gymnasiast R. S. (22) musste eine Wunde am Ohr nähen lassen. Jetzt fordern Burgdorfer Gymnasiasten von der Schulleitung den Rauswurf ihres rechtsextremen Mitschülers.

Gestern Morgen vor dem Gymnasium: Fünf Schüler und Ex-Schüler verteilen rund 600 Flugzettel. Darauf wird beschrieben, wie sie am Samstag von den zwei Glatzköpfen verprügelt wurden. Eines der Opfer erlitt eine Rissquetsch-Wunde am Ohr.

Beide Schläger zählen zu einer braunen Horde, die immer wieder im Städtchen wütet. Der jüngere der beiden besucht das Gymnasium. Täglich erscheint er dort in Kampfstiefeln und Bomberjacke.

Eines der Opfer vom Samstag zu BLICK: «Vor der Schlägerei fuhren die beiden hupend an uns vorbei und schwenkten eine Nazi-Flagge.»Die fünf Opfer verlangen, dass endlich etwas geschieht: «Wir fordern jetzt Zivilcourage von allen, besonders aber von der Schulleitung. Wir fordern Konsequenzen für C. R. Er ist als Mitschüler endgültig untragbar geworden», schreiben sie in ihrem Flugblatt.

Rektor Jürg Wegmüller (61) und die Lehrer sind entsetzt über den Vorfall. «Mit Empörung und Bestürzung haben wir zur Kenntnis nehmen müssen, dass erneut Schülerinnen und Schüler unseres Gymnasiums am Samstag von Faschisten tätlich angegriffen worden sind», schreibt der Rektor in einer offiziellen Stellungnahme.

Er will mit allen Mitteln des Rechtsstaates gegen solche Prügeleien vorgehen. Viel kann er nicht machen. Denn: «Die Rechtsabteilung der Erziehungsdirektion hat mir klar zu verstehen gegeben, dass die Schulleitung nicht befugt ist, auf Vorkommnisse zu reagieren, die ausserhalb des Schulgeländes und der Schulzeit stattfinden», sagt der Rektor.

Wegmüller hat seinem Schläger-Schüler klar gemacht, dass er Gewalt nicht dulde. Der Rektor zu BLICK: «Er hat mir höflich geantwortet, dass seine Freizeitbeschäftigung seine Privatsache sei.»Zu BLICK sagte C. R.: «Am Samstag habe nicht ich geprügelt, sondern mein Bruder hat sie etwas angemüpft.»

Mit «Courage» gegen Neonazis BURGDORF BE ? Das 14000-Seelen-Städtchen Burgdorf wird immer wieder von Neonazis heimgesucht. Deshalb initiierte Gemeinderätin Elisabeth Zäch (46) die Aktion «Courage». Im BLICK äussert sie sich zum Aufruhr am Gymnasium:

«Ich kenne die betroffenen Jugendlichen und bedaure den Vorfall sehr. Ich hoffe, dass dieser Fall zur Anzeige gebracht wird und bis zum Ende verfolgt wird. Das Wichtigste bei der Gewalt-Bekämpfung ist nämlich, hinzuschauen und den Vorfall nicht unter den Tisch zu wischen. Deshalb haben wir im Frühling die Kampagne «Courage» gestartet. 1500 Leute haben sich dazu bekannt, Gewaltvorkommnisse aktiv zu verfolgen. Ob es sinnvoll ist, einen Schüler aus einer Klasse auszuschliessen, kann ich nicht sagen. Es lauert die Gefahr, dass schwarze Schafe dadurch endgültig zu Aussenseitern werden. Besser wäre es wohl, mit dem betroffenen Schüler im Gespräch zu bleiben.»