Neonazi-Konzert im 4-Sterne-Hotel

2007-12-24

Von Karin Baltisberger und Beat MichelBURGDORF BE. Angesagt war eine Weihnachtsfeier. Aber statt stille Nacht gabs Hetze gegen Ausländer: Die Hassmusiker «Indiziert» pöbelten im besten Hotel von Burgdorf.Die notorische Neonazi-Band hatte sich für ihr Konzert am Samstagabend das piekfeine 4-Sterne-Hotel Stadthaus ausgesucht. Gitarrist Alexander Rohrbach buchte den Keller des Hotels für eine «Weihnachtsfeier mit Konzert». Dass bei diesem Konzert kräftig gegen Ausländer gegrölt wird, verschwieg er.«Wir vermieten den Stadthauskeller öfters an Private, fragen aber in der Regel nicht nach dem Inhalt der Veranstaltungen», erklärt Hotel-Direktor Martin Schaub.So blieb der Nobel-Hotelier lange ahnunglos, dass er seinen Saal der – laut Inlandgeheimdienst – «aktivsten aller rechtsextremen Bands in der Schweiz» abgetreten hat.Als «Indiziert» um 17 Uhr die Bühne aufbaute und einen Soundcheck machte, entlarvten sich die Neonazis. Mit Texten wie dem über die «reine, weisse Schweiz», die man von der «fremden Brut» befreien müsse. «Wir wollen unsere Rasse erhalten und andere Völker abspalten», heisst es in einem Song, «Rassenvermischung ist Völkermord» in einem anderen.«Wir wollten den Anlass eigentlich stoppen. Nach Abklärungen mit der Polizei entschieden wir uns dagegen», sagt Hoteldirektor Schaub.Um 19 Uhr beginnt die Fête. Die Polizei ist dort, kontrolliert 80 Personen. Keine hat eine Waffe oder Flugblätter bei sich. Der Anlass dauert bis 1 Uhr, die Beamten müssen nicht einschreiten. Die Rechtsextremen können sich doppelt freuen: Die Saalmiete betrug läppische 300 Franken.Direktor Schaub ärgert sich: «Das Hotel distanziert sich mit aller Entschiedenheit von jeglichem rechtsradikalen Gedankengut.» In Zukunft werde man genauer nachfragen, um was es bei den externen Veranstaltungen gehe. Der Vertrag werde um eine entsprechende Klausel ergänzt.«Das Konzert ist die reinste Provokation. Es fand nicht irgendwo statt, sondern mitten in der Altstadt. Dass so was möglich ist, macht mich traurig», sagt Vinzenz Gfeller, Mitglied des Burgdorfer Jugendvereins «Nestbau».Burgdorf will nichts zu tun haben mit Neonazis. Nach einer Reihe von rechtsradikalen Übergriffen gründete sich die Bürgerinitiative «Courage».«Indiziert» spielte bereits vor einem Jahr hier und löste heftige Reaktionen und Proteste aus. Die Behörden verkündeten damals, dass so etwas nicht mehr möglich sein werde.Gleichzeitig wurde bekannt, dass der «Indiziert»-Schlagzeuger als Informatik-Lehrer an der Gewerblich-industriellen Berufsfachschule Langenthal arbeitete – er wurde entlassen.In Deutschland ist der Vertrieb von «Indiziert»-Alben verboten. Die Behörden kamen zum Schluss: «In den Liedtexten findet sich die während des Nationalsozialismus vertretene Rassenlehre wieder.»