Neonazi-Band darf «zündeln»

SonntagsZeitung

Neonazi-Band darf «zündeln»

Heikles Interview in «Berner Zeitung»

ZüRICH · Grosser Auftritt für vier Rechtsextremisten: In der gestrigen Ausgabe der «Berner Zeitung» dürfen die Mitglieder der Neonazi-Band Indiziert seitenlang Auskunft über ihre rassistische Gesinnung geben. Die Aussagen beschäftigen nun die Behörden. «Ja, wir sind daran, dieses Interview zu analysieren», heisst es beim zuständigen Untersuchungsrichteramt in Burgdorf.

Unter dem Titel «Natürlich wollen wir zündeln» werfen die Musiker mit Sätzen wie «Dunkelhäutige gehören nicht in die Schweiz» oder «Bei Linksextremen könnte ich nicht garantieren, dass ich nicht gewalttätig werde» um sich. Gemäss «Berner Zeitung» konnten die Bandmitglieder alle Aussagen vor Erscheinen kontrollieren – möglich, dass sie diese juristisch überprüfen liessen. Gleiches tun sie auch mit ihren Songtexten.

Zwingend strafbar machen sich die Extremisten nicht: «Heikel, aber nicht eindeutig», urteilt der Zürcher Strafrechtsprofessor Daniel Jositsch nach der Lektüre. Nicht jede Form von Rassismus sei strafbar. Trotzdem sollten die Strafverfolgungsbehörden laut Jositsch das Interview genau prüfen. «Es sollte analysiert werden, wie die Aussagen bei der Zielgruppe verstanden werden.»

Dass die Musik von Cédric und Alex Rohrbach aus Burgdorf, Benjamin Lingg aus Langenthal und Dominic Lüthard aus Roggwil BE extrem ist, ist behördlich festgestellt: Gemäss Erkenntnissen des Dienstes für Analyse und Prävention (DAP) ist Indiziert die «aktivste aller rechtsextremen Bands», sagt Jürg Bühler vom Bundesamt für Polizei.

Das Album «Eidgenössischer Widerstand» wurde von der deutschen Bundesprüfstelle für jugendgefährdende Medien auf den Index gesetzt. Die CD erzeuge eine «feindselige Haltung gegen eine durch ihre Nationalität, Religion oder ihr Volkstum bestimmte Gruppe». Das bestreitet die Band. Im Song «Ausnahmezustand» heisst es: «Da hilft kein Winseln und Um-Gnade-Flehen, denn Erbarmen gibt es nicht, das werdet ihr schon sehen.» Das neuste Album der 22- bis 24-jährigen trägt den provokativen Titel: «Marsch auf Bern». Die Parolen kommen bei der Zielgruppe so gut an, dass die Band schon für die deutsche NPD aufgespielt hat.

Matthias Halbeis