Nach Amokfahrt, einer Prügelei mit Carabinieri und einem Fluchtversuch: Thurgauer Neonazi muss in Italien für zwei Jahre ins Gefängnis

Thurgauer Zeitung. Im vergangenen Oktober sorgte ein Neonazi aus Weinfelden in Italien für Schlagzeilen. Bei einer Amokfahrt entlang des Lago Maggiore zielte er mit einem Armeekarabiner auf Menschen und rammte fahrende Autos. Nach seiner Verhaftung prügelte er im italienischen Gefängnis fünf Polizisten spitalreif und versuchte auszubrechen. Ein italienisches Gericht hat den Querulanten nun zu zwei Jahren Gefängnis verurteilt.

Basta. Nun hat ein italienisches Gericht sein Urteil gesprochen: Der «Amok-Nazi» Gabriel G. aus Weinfelden muss zwei Jahre hinter Gitter. Ausserdem muss er sich für ein Jahr in eine psychiatrische Klinik begeben. Der zuständige Richter fällte das Urteil in einem abgekürzten Verfahren, wie der italienische Nachrichtensender Vco Azzura TV am Mittwoch meldete. Der nunmehr verurteilte Gabriel G. muss laut Gericht auch für die Entschädigung dreier Privatkläger aufkommen.

Menschen und Fahrzeuge mit Gewehr bedroht

Die Schreckenstat liegt knapp neun Monate zurück. Am 8. Oktober 2022 reiste der Weinfelder mit seinem Auto über Cannobio nach Italien. Am selben Abend raste er am Westufer des Lago Maggiore entlang über die Staatsstrasse SS33 und versuchte wie ein Irrer, andere Autos von der Strasse zu drängen. Bei seiner halsbrecherischen Fahrt beschädigte er 15 Fahrzeuge. Vier Personen wurden verletzt, darunter eine Mutter mit ihrem kleinen Mädchen.

Bei einer Tankstelle in Meina stoppte er seine Amokfahrt und stieg aus dem VW Golf. Aufnahmen der Sicherheitskameras zeigen, wie er anschliessend mit nacktem Oberkörper einen Schweizer Armeekarabiner im Anschlag hat und auf Menschen und Autos zielt.

Kokain im Blut und eine Hakenkreuzflagge im Auto

Vor der Stadt Stresa verlor er kurz darauf die Kontrolle über sein Fahrzeug und kam an einer Leitplanke zum Stehen. Nach kurzer Gegenwehr konnten die Carabinieri den Schweizer festnehmen.

Die italienischen Polizisten fanden im Auto des Thurgauers eine Hakenkreuzflagge, 45 Patronen des Kalibers 223 sowie drei Nummernschilder mit gestohlenen Schweizer Kennzeichen. In der Schweiz ist der Mann bereits als Neonazi aktenkundig und vorbestraft. Eine spätere Analyse aus dem Spital ergab, dass G. bei der Verhaftung Kokain im Blut hatte.

Körperverletzung, illegaler Waffenbesitz und Sachbeschädigung

Gemäss der Thurgauer Staatsanwaltschaft kam es bereits 2016 zu einem Prozess gegen Gabriel G. vor dem Bezirksgericht Frauenfeld. Laut dem damaligen Urteil wurde G. unter anderem wegen mehrfacher einfacher Körperverletzung, Vergehen gegen das Waffengesetz, der mehrfachen Gewalt und Drohung gegen Behörden und Beamte sowie Sachbeschädigung angeklagt.

Nach den Vorfällen im vergangenen Oktober nahm auch die Thurgauer Polizei die Ermittlungen auf. Es kam zur Hausdurchsuchung an der Wohnadresse des Neonazis. Gemäss Patrick Müller, stellvertretender Oberstaatsanwalt der Staatsanwaltschaft Kreuzlingen, stellten die Beamten dabei Beweismittel sicher.

Feuerwehr musste ihn bei Fluchtversuch retten

Wenige Tage später machte der «Rambo Svizzero», wie er von den italienischen Medien genannt wird, erneut Schlagzeilen. Im Gefängnis von Verbania prügelte er fünf Polizisten spitalreif. Daraufhin verlegen die Behörden ihn in eine psychiatrische Abteilung eines Turiner Gefängnisses.

Mitte Januar versuchte G. aus dem Gefängnis in Turin auszubrechen. Der 31-Jährige kletterte zuerst über die Mauer des Durchgangshofs im Block A, bevor er an der Fassade über die Aussengitter der Zellen bis zum dritten Stock hochkletterte. Hier war der Fluchtversuch zu Ende: G. kam nicht mehr alleine runter und rief um Hilfe. Wegen der Höhe musste der Thurgauer von der Feuerwehr mit einer Drehleiter gerettet werden.