Mord am Thunersee

Blick

«Bödeli» : Nährboden für Neo-Nazis

VON PHILIPPE WELTI UNTERSEEN BE ? Der Mord an Marcel von Allmen erschüttert die Schweiz. Doch die Neonazis lässt das kalt. BLICK weiss: Jetzt rüstet im Raum Interlaken die «Befreiungsfront Bödeli» auf. Muss es weitere Opfer geben?

Das Bödeli zwischen Thuner- und Brienzersee ist ein Nährboden für Neonazis. Ende Januar haben Mitglieder des «Ordens der arischen Ritter» ihr Mitglied Marcel von Allmen zu Tode geschlagen. Nun steht fest: Es gibt noch eine andere Neo-nazi-Gruppe im Raum Interlaken. BLICK-Recherchen ergaben: Jetzt rüstet die «Befreiungsfront Bödeli» auf. «Sobald wir unsere Stöcke aus Deutschland haben, gehts hier rund», verspricht der «Oberbefehlshaber-SS» im Internet. Im Visier der «Befreiungsfront» stehen Ausländer in der Region Interlaken, die man auf übelste Weise beschimpft.

Die Kantonspolizei Bern hat keinerlei Kenntnisse von der Organisation. Auch bei den Gemeindebehörden in Unterseen weiss man nichts von der Existenz der «Befreiungsfront Bödeli». Die Neonazis sind zwar vorsichtig, geben sich aber selbstbewusst. Wenig Freude haben sie an der Ermordung des jungen Marcel von Allmen: «Diese Scheisser haben unserer Bewegung geschadet», schreibt ein Mitglied mit dem Namen «der Führer» aus Unterseen im Internet. Auf der braunen Homepage kann man auch Hitlers «Mein Kampf» lesen sowie Nazi-Bilder und Hakenkreuze runterladen. Noch ist die Site der Neonazis im Aufbau begriffen. In Vorbereitung ist zum Beispiel bereits der Vertrieb von Nazi-Artikeln übers Internet. Noch ist es nicht so weit. Der Handel spielt sich auf der Strasse ab. «Am letzten Samstag bot mir einer vor der Hüsi-Bar in Interlaken Hakenkreuz-Kettchen zum Kauf an. Ich hätte auch einen Teleskop-Schlagstock haben können», sagt P*. Er ist ein ehemaliger Arbeitskollege des ermordeten Marcel von Allmen und hat mit den Neonazis nichts am Hut.

*Initial geändert