Kritik an Auftritt rechter Band im Hallenstadion

20 Minuten vom 08.05.2012

ZÜRICH. Politiker sind empört: Die Rechts-Rock-Band Frei.Wild tritt im Hallenstadion auf – das teils der Stadt Zürich gehört.

«Südtirol, deinen Brüdern entrissen, (…) du bist noch nicht verlorn, in der Hölle sollen deine Feinde schmorn»: Wegen solcher Texte wird die Band Frei.Wild von Experten als rechtsextrem eingestuft (siehe Interview). Im Herbst tritt die Band im Zürcher Hallenstadion auf. Dies sorgt für Kritik bei Politikern, denn die AG Hallenstadion gehört zu 34 Prozent der Stadt Zürich. «Einer solchen Gruppe darf keine Plattform geboten werden», sagt etwa SP-Nationalrätin Evi Allemann. Auch sei die Stadt mitverantwortlich: «Sie muss prüfen, ob sie das Risiko einer solchen Veranstaltung überhaupt eingehen will.» Die Zürcher Kantonsrätin Alma Redzic (Grüne) geht noch weiter: «Das Hallenstadion gehört zu einem Drittel uns allen und der Grossteil der Bevölkerung ist nicht rechtsextrem – der Gemeinderat ist nun gefordert, dieses Konzert zu verhindern.» Der CVP-Fraktionspräsident Christian Traber pflichtet bei: «Bleiben die Betreiber des Stadions dabei, werden wir einen Vorstoss einreichen, um beim Stadtrat die Vermietungspraxis zu hinterfragen.»

Beim Hallenstadion will man von alldem nichts wissen: «Alle Veranstaltungen sind willkommen, die sich an die Schweizer Gesetzgebung halten», sagt Direktor Felix Frei gegenüber dem «Zürcher Unterländer». Allerdings sind für dieses Konzert strenge Eingangskontrollen vorgesehen: «Wir werden sehr genau darauf achten, dass keine verbotenen Gegenstände ins Stadion gelangen», so Frei. Bei der Stadt Zürich konnte man sich gestern nicht zum Konzert äussern. deborah sutter

«Eindeutig rechts-extrem»

Herr Wilking*, wie ist die Band Frei.Wild politisch einzuordnen?

Dirk Wilking: Die Band ist eindeutig in der rechtsextremen Szene anzusiedeln, da sie über ihre Texte Nazi-Ideologien verbreitet.

Welche Nazi-Ideologien denn? Die Band wehrt sich ja gegen dieses Image …

Im Lied «Südtirol» etwa wird eindeutig Italien angegriffen: Südtirol soll nicht mehr zu Italien gehören, vielmehr wollen sie etwas Grossdeutsches. Es ist ein klassisches Modell der rechtsextremen Szene, dass die Staatengeografie Europas in Frage gestellt wird.

Was sind die Gefahren solcher Konzerte?

Die Bands wollen ihre moralischen Werte verbreiten, und mit einer solchen Plattform können sie viele Jugendliche erreichen. Dies führt zu einem logischen Dominoeffekt. Also ich würde meine Kinder nicht an dieses Konzert lassen. sut

*Dirk Wilking ist Rechtsextremismus-Experte und Geschäftsleiter des Brandenburgischen Instituts für Gemeinwesenberatung.