Kampf mit Flugblättern: Antifaschistische Recherchegruppe greift Uznacher Sektenschule an

Tagblatt. Eine antifaschistische Gruppierung warnt mit Flugblättern vor einer Privatschule. Diese verbreite rechtsesoterisches Gedankengut und stehe mit der Neonazi-Szene in Verbindung. Die Schule hat Anzeige erstattet. Doch die Vorwürfe sind nicht aus der Luft gegriffen.

Nach den Medien und der Politik warnt nun auch eine linke Gruppierung vor einer Privatschule in See-Gaster. Wie die «Linth Zeitung» schreibt, tauchte vergangene Woche in Uznach ein Flugblatt auf, das auf «faschistische Motive» der Schule «Lernraum zum Eintauchen» hinweist. Es ruft die Bevölkerung dazu auf, sich gegen die Niederlassung von «rechtsesoterischen Gruppen im eigenen Dorf» zu wehren.

Auf dem Flyer ist unter anderem ein Schulbuch mit der Aufschrift «Völkische Esoterik: Rassismus für Kleine» abgebildet, sowie eine Siegrune, die während des Nationalsozialismus als Symbol der Schutzstaffel (SS) genutzt wurde.

Hergestellt und verteilt wurden die Flugblätter von einer antifaschistischen Gruppe, die sich «Recherchegruppe Ost» nennt. Der Schulleiter der Privatschule hat Anzeige erstattet, wie die Staatsanwaltschaft des Kantons St.Gallen bestätigt. Diese prüft nun, ob tatsächlich etwas «strafrechtlich Relevantes vorgefallen ist». Mit welcher Begründung die Schule die Anzeige eingereicht hat, ist unklar. Eine entsprechende Anfrage blieb unbeantwortet. Klar ist jedoch, dass die Verortung der Schule als rechtsesoterisch keineswegs aus der Luft gegriffen ist.

Elf Jahre Mathematik in zehn Tagen

Wie die Wochenzeitung (WOZ) im vergangenen Sommer publik machte, bezieht sich die Schule gemäss einem Flyer in ihrem Lernkonzept auf die aus Russland stammende sogenannte Schetinin-Pädagogik. Diese ist nach Ansicht von Sektenexperten stark mit der Anastasia-Bewegung verflochten, einer völkisch-esoterischen Siedlungsbewegung, deren Ideologie eindeutig braune und weltverschwörerische Züge trägt.

Im selben Flyer verspricht die Schule «durch den Kontakt des bioenergetischen Feldes» den Mathematikstoff der ganzen Mittelschule in nur zehn Tagen zu vermitteln. «Also auf elf Jahre geteilte Mathematik, in zehn Tagen». Belege dafür finden sich auf dem Flyer keine.

Gemäss der WOZ hat die Anastasia-Bewegung Verbindungen ins Lager der Neonazis und Reichsbürger. Bekannte Mitglieder dieser Szene seien regelmässig an Anastasia-Veranstaltungen anzutreffen. So wundert es nicht, dass die Schule in einem unter Reichsbürgern beliebten Telegrammchat beworben wurde.

In besagtem Chat werden fieberhaft verschwörungsideologische Inhalte geteilt: Darunter Einladungen zu Veranstaltungen zum «richtigen Verhalten im Umgang mit Staat, Behörden, den Schulen, dem Gesetz und der Polizei» sowie die aktuellste «UN-Agenda 2021-2030». Letztere umfasst angeblich das Errichten einer «Ein-Welt-Regierung», «endlose Pflichtimpfungen» und «eine gechippte Gesellschaft».

Im September 2022 wurde im St.Galler Kantonsparlament ein Vorstoss betreffend die zwei Jahre gültige provisorische Bewilligung für die Privatschule eingereicht. Die Regierung antwortete im November, dass gemäss den mit dem Bewilligungsgesuch eingereichten Unterlagen «keine Ablehnung oder gar Verletzung der Rechtsordnung» erkennbar sei, «weshalb die Bewilligung erteilt werden musste.» Nun hat die antifaschistische Recherchegruppe das Zepter offenbar selbst in die Hand genommen.