Jungsozialisten streben antirassistisches Netzwerk an

Die Südostschweiz

«Stand up, speak up»

Mit dem Netzwerk wollen die Glarner Jungsozialisten (Juso) etwas gegen das zunehmende Problem des Rassismus in unserem Kanton unternehmen. Das Projekt ist aber noch im Ideen-Stadium.

· Von Sandra Fuhrer

«Auffallend für mich ist die Zunahme unter den 12- bis 14-jährigen Jugendlichen, die Sympathien für eine rechtsextreme Einstellung aufzeigen», erklärt der Leiter der Jugendhäuser in Engi und Linthal, Fredy Kyburz. «Ich höre oft Sprüche solcher Jugendlicher und vermute, dass ihnen nicht wirklich bewusst ist, was diese bedeuten.» Zudem gebe es im ganzen Kanton verschiedene Treffpunkte, wo solche Gruppen zusammenkommen.

Mehr Fremdenfeindlichkeit

Ebenso nimmt Christoph Weber, Leiter der Asylberatungsstelle in Glarus, Stellung zur Problematik des Rassismus und durchleuchtet das Thema aus der Sicht der Asylsuchenden in unserem Kanton. «Auch wir haben eine Zunahme der Fremdenfeindlichkeit festgestellt», erklärt Weber.

Gewaltakte mit rassistischen Motiven richten sich laut Weber oft auch gegen Asylsuchende, wie auch der Vorfall vor einem Jahr, als rund 20 Neonazis das Haus einer Asylbewerberfamilie in Schänis mit Flaschen und Steinen bewarfen.

Aktionen wie diese und auch Veranstaltungen, wie das rechtsextreme Konzert vom 11. Juni im Holenstein, an dem Bands auftraten, deren Texte gegen die Menschenwürde und die Rassismusstrafnorm verstossen, würden klar zeigen, dass gegen solche Vorfälle etwas unternommen werden muss, so Weber.

Eingangs der Veranstaltung vom Dienstag in Niederurnen hatte Experte Hans Stutz (siehe Kästchen) erklärt, dass in der rechtsextremen Szene der Schweiz eine Zunahme von Gruppierungen beobachtbar ist. «Neben den schon länger bestehenden Patrioten und verschiedensten Institutionen, die via Internet und Zeitschriften Texte mit rassistischen Inhalten verbreiten und der Pnos (Partei National Orientierter Schweizer) trägt vor allem der subkulturelle Teil mit aktiven Internetforen oder Musikgruppen zu einer Ausbreitung der Szene bei», so Stutz.

Leute aus der Szene anwesend

Im zweiten Teil des Abends wird über Vorfälle in unserer Region berichtet. «Es kommt hier immer wieder zu Zwischenfällen, in denen rassistische Motive als Grund für Auseinandersetzungen zwischen Gruppen vermutet werden», sagt Regula Bendel, Mitglied der Juso Glarnerland.

Rund ein Drittel der Besucher der Veranstaltung in Niederurnen stammt aus der rechtsgerichteten Szene. «Uns interessiert vor allem, was Hans Stutz zu sagen hat», erklärt einer von ihnen. «Zudem scheint vielen nicht klar zu sein, dass zwischen Rassismus und Patriotismus ein wesentlicher Unterschied besteht», fügt er hinzu. «Die Meinung, die wir vertreten, basiert nicht auf rassistischen Gründen, sondern auf dem Willen, das Land Schweiz mit seiner Kultur erhalten zu können und nicht anderen Kulturen ausweichen zu müssen.»

Mit dieser Aussage konfrontiert, meint Marco Kistler (Juso Glarnerland): «Es mag sein, dass nicht alle Personen aus der rechtsextremen Szene durchwegs rassistisch sind. Ausländerfeindlich sind sie aber allemal.» Sie würden Schweizern möglichst überall den Vorzug geben, sei dies in ihren Rechten, in der Schule oder im Arbeitsmarkt. Ausländer seien für sie unerwünscht, zumindest wenn diese nicht reich und Westeuropäer seien. Und dies würden sie diesen Menschen auch häufig genug zu spüren geben.

«Mit solchem Verhalten tragen sie dazu bei, Migranten und Flüchtlinge zu Aussenseitern zu machen, die am Rand unserer Gesellschaft leben müssen. Toleranz, Achtung und der Grundsatz, dass alle Menschen gleich sind, sind wichtige Grundpfeiler der Schweiz, patriotisches Verhalten wäre für mich in unserer privilegierten Lage auch an andere, weniger Glückliche zu denken.»

Projekte diskutiert

Trotz der offensichtlich geteilten Meinungen der Anwesenden leitet Marco Kistler zum letzten Teil der Veranstaltung über. In einer Gruppenarbeit sollen Projektideen gesammelt werden, welche die Bevölkerung auf die Problematik aufmerksam machen sollen. Vorschläge wie ein Antirassismus-Tag an Schulen oder eine konsequente Information über aktuelle Vorfälle sollen dazu führen, dass das Thema nicht aus den Augen verloren wird.

Das Ziel ist, eine Organisation zu gründen, welche die Vernetzung anti-rassistischer Aktivitäten und die Information über rassistisch fundierte Vorfälle verbessert. «Jeder, der Rassismus ablehnt, kann ein Teil des Netzwerkes sein», heisst es auf der Einladung für die Veranstaltung.