JSVP-Politiker stösst mit Schinken-Tweet Muslime und Juden vor den Kopf

20 Minuten. Severin Spillmann, Präsident der JSVP Sektion West/City, bedauerte in einem Tweet, dass Juden und Muslime keinen Schinken essen dürfen und erntete dafür scharfe Kritik. 

Darum gehts

  • Der JSVP-Politiker Severin Spillmann veröffentlichte am Mittwoch einen Tweet, welcher laut der Stiftung gegen Rassismus ganz klar eine Diskriminierungskomponente sei. 
  • Laut der Vereinigung der Islamischen Organisationen (VIOZ) handelt es sich bei dem Tweet um einen Angriff auf die Religion. 
  • Laut Sandro Strässle, Präsident der JSVP Kanton Zürich ist es «weder rassistisch, noch diskriminierend oder religionsfeindlich, festzuhalten, dass der Konsum von Schinken mit mehreren Religionen nicht vereinbar ist.» Dennoch sei der Tweet unnötig. 

«Geräucherter oder getrockneter Schinken ist köstlich. Schade für Muslime und Juden, dass sie das nicht geniessen können», twitterte der Severin Spillmann, Präsident der JSVP Sektion West/City, am Mittwochnachmittag. Dafür erntete der Jungpolitiker jede Menge Kritik. Inzwischen hat Spillmann seinen Post gelöscht.

Die Kritik daran scheint ihm allerdings nicht einzuleuchten. Ihm sei es «ordentlich auf den Zeiger» gegangen, «ungerechtfertigt» als Rassist bezeichnet zu werden. Ausserdem sei Spillmann von diversen Userinnen und Usern auch persönlich beleidigt worden – auch aufgrund optischer Merkmale des Jung-Politikers.

Spillmann: «Ich wollte nicht provozieren»

Auf Anfragen von 20 Minuten hat Spillman nicht reagiert. Wie der SVP-Politiker aber auf Twitter in nachfolgenden Posts erklärte, habe er mit seiner Aussage nicht provozieren wollen. «Ich schätze gutes Essen und finde es einfach schade, wenn andere dieses nicht auch geniessen können», schreibt er. Und: «Wer hier eine abwertende Aussage gegen andere Religionen sieht, dem ist nicht mehr zu helfen.»

Sandro Strässle, Präsident der JSVP Kanton Zürich, sagt: «Es ist weder rassistisch, noch diskriminierend oder religionsfeindlich, festzuhalten, dass der Konsum von Schinken mit mehreren Religionen nicht vereinbar ist.» Es handle sich dabei um eine allgemein bekannte Tatsache. «Wir empfinden es jedoch als unnötig, diese Tatsache den entsprechenden Personen vorzuhalten», so Strässle weiter. Da der Tweet wie auch die Diskussion über Schinken keinen politischen Inhalt habe, äussere sich die Partei nicht weiter dazu. 

Unsinniger Vergleich zweier verschiedener Religionen

Rolf Walther, Präsident der Gesellschaft der Zürcher Sektion der Gesellschaft Schweiz-Israel, warnt: «Eine Plattform wie Twitter hat eine grosse Reichweite – und ebendies macht eine solche Aussage gefährlich.» Der JSVP-Politiker könne mit seiner Aussage andere Userinnen und User dazu motiviert haben, ähnliche oder mit schlimmeren Kommentaren zu hetzen.

Für Walther grenze der Tweet nah an Rassismus und Religionsfeindlichkeit, in erster Linie sei die Aussage aber einfach «blöd»: «Peinlich daran ist vor allem, dass Herr Spillmann Muslime und Juden zusammen in eine Schublade steckt und dies kommentiert. Dabei unterscheiden sich diese Religionen ganz klar voneinander.» Dass Spillmann den Tweet inzwischen gelöscht habe, zeige, dass er in einem Dilemma stecke.

Religionsaspekt macht Tweet zum Angriff

Laut Muris Begovic, Geschäftsleiter der Vereinigung der Islamischen Organisationen (VIOZ), sei nicht nur der Inhalt des Tweets bedeutend, sondern auch, von wem er verfasst wurde: «Eine öffentliche Person wie Herr Spillmann hat eine gewisse Kraft und Reichweite.»

Auch wenn der Tweet des JSVP-Politikers auf den ersten Blick harmlos klinge, handle es sich dennoch um eine religionsfeindliche Aussage. «Er hätte seine Aussage auch an vegetarisch oder vegan lebende Personen richten können, aber durch den Fakt, dass er den Religionsaspekt angesprochen hat, wurde der Tweet zu einem Angriff», so Begovic weiter. Für den Geschäftsleiter der VIOZ setze die Botschaft somit ein klares Zeichen. Der Tweet sage aus, «dass Angehörige der muslimischen oder jüdischen Glaubensgemeinschaft bei der SVP nicht willkommen sind».

Menschen aufgrund religiöser Sitten diskriminiert

Pascal Pernet, Präsident der Stiftung gegen Rassismus (GRA), wählt hinsichtlich des Tweets deutlichere Worte – die Aussage sei nicht harmlos, vor allem nicht von einem Politiker: «Bei Rassismus braucht es eine Diskriminierungskomponente, welche es in der Aussage von Severin Spillmann gibt. Witze über das Alkoholverbot im Islam gehen beispielsweise in die gleiche Richtung.» Sich über Glaubensinhalte oder deren Sitten lächerlich zu machen oder sich herabwürdigend zu äussern, sei respektlos und nicht konstruktiv für das Zusammenleben einer modernen Gesellschaft.