Holocaust-Leugner lobt Blocher

SonntagsBlick

ANTISEMITISMUS Für den Holocaust-Leugner Bernhard Schaub (52) ist Christoph Blocher (66) ein Held. Er lobte den Justizminister an einer israelfeindlichen Konferenz in Teheran. Dieser weiss nicht, wie damit umgehen. VON ALEXANDER SAUTTER UND SANDRO BROTZ

Sie nennen sich selbst «Revisionisten» und leugnen, dass unter der Nazi-Diktatur mehr als sechs Millionen Juden umgebracht wurden. Diese Woche trafen sich Holocaust-Leugner aus dreissig Ländern in Teheran auf persönliche Einladung des iranischen Staatspräsidenten Mahmud Ahmadinedschad.

Unter ihnen, ganz in Schwarz, das dunkelblonde Haar streng nach hinten frisiert: der Schweizer Bernhard Schaub. Der ehemalige Lehrer ist Mitbegründer der rechtsextremen Partei Pnos und sieht sich als intelellektueller Führer der Schweizer Neonazis.

In seiner Rede in Teheran lobte er Christoph Blocher – weil dieser das Antirassismusgesetz abschaffen will. Ein Gesetz, welches das Leugnen des Holocausts unter Strafe stellt. Schaub wörtlich: «Als grossen Schritt dürfen wir es ansehen, dass unlängst der schweizerische Justizminister Dr. Christoph Blocher angekündigt hat, den Tatbestand der Genozid-Leugnung aus dem Strafgesetzbuch entfernen zu wollen.» Für Schaub sind das «ermutigende Zeichen», wie er nach der Rückkehr in die Schweiz gegenüber SonntagsBlick bestätigte.

Das Teheraner Treffen sorgt weltweit für Empörung:

· Die deutsche Bundeskanzlerin Angela Merkel sagte: «Deutschland wird es nie akzeptieren, wenn der Holocaust in Frage gestellt wird.»

· EU-Justizkommissar Franco Frattini ergänzte: «Ein Affront gegen die demokratische Welt.»

· Das US-Aussenministerium teilte mit: «Die Vereinigten Staaten verurteilen diese Konferenz.»

Und wie reagierte der von einem Judenhasser gelobte Justizminister? Zuerst einmal gar nicht. «Kein Kommentar», liess Blochers Sprecher Livio Zanolari Mitte der Woche verlauten.

Blochers Haltung irritiert Schweizer Juden

Erst gestern Samstag dann eine halbherzige Stellungnahme: «Herr Blocher hat gar nichts mit Herrn Schaub zu tun», so Zanolari. Doch wieder kein Wort über die Hasskonferenz und ihre menschenverachtenden Thesen.

Blochers Kampf um die richtigen Worte irritiert Schweizer Juden. Samuel Althof von der «Aktion Kinder des Holocaust»: «Ich frage mich, warum sich unser Justizminister im Gegensatz zu anderen Ministern nicht deutlich von diesen unmenschlichen und opferverhöhnenden Inhalten distanziert.»