Hitler-Gruss bei SF: «Ein unanständiger Dummkopf»

20 minuten online vom 25.06.2012

Ein junger Mann erhebt live im EM-Studio die Hand zum Hitler-Gruss. Das gab es beim SF noch nie. Rassismus-Experten glauben nicht, dass der Mann ein richtiger Neonazi ist.

A. Hirschberg/A. Müller

Im EM-Studio des SF geht es am Sonntagabend beim Viertelfinal-Hit Italien-England turbulent zu und her: Bereits beim Apéro vor der Sendung fallen einige Studiozuschauer negativ auf. Laut einem vor Ort anwesenden Leser sollen einzelne Mussolini-Rufe gefallen sein. Der Tiefpunkt: Als Beni Thurnheer zurück ins EM-Studio nach Leutschenbach schaltet, reckt ein Mann in der Fernseh-Arena vor laufender Kamera den Arm zum Hitler-Gruss

In der Geschichte des Schweizer Fernsehens ist es auch noch nie zuvor zu einer solchen Aktion gekommen. Die Entgleisung betrübt die Verantwortlichen des Schweizer Fernsehens. Klar ist aber: Die SF-Studios sind für jedermann offen. Interessierte können sich für die Plätze mit Namensangabe bewerben. «Die Leute werden aber vor der Sendung über die im Studio geltenden Verhaltensregeln informiert», sagt SRF-Sprecher Marco Meroni.

Keine Botschaft erkennbar

Samuel Althof, Leiter Fachstelle Extremismus – und Gewaltprävention Fexx, glaubt nicht, dass hinter dem Mann mit dem Hitler-Gruss ein programmatischer Neo-Nazi steckt: «Das ist eher ein unanständiger Dummkopf.» Er habe mit dem Hitler-Gruss keine Botschaft aussenden und sie in einen Kontext stellen können. «Er steht völlig alleine im Raum.»

Der Nazi-Gruss des Glatzkopfes vor laufenden Kameras erstaunt Rechtsextremen-Experte Hans Stutz: Aus seiner Sicht ist das Verhalten für einen Rechtsextremen «sehr ungewöhnlich.» Sonst sehe man solche Aktionen nur, wenn eine Gruppe Rechtsextremer gemeinsam auftrete und provozieren wolle.

Verhalten ist untragbar

Die unrühmliche Tat gibt auch Martine Brunschwig Graf, Präsidentin der Eidgenössischen Kommission gegen Rassismus EKR zu denken. «Es ist beunruhigend, wie hemmungslos dieser Mann diese Geste zeigte.» Offensichtlich habe der junge Mann seine Präsenz im Fernsehen nutzen wollen. «Das Verhalten ist untragbar.»