Glarner Neonazi von Hackern an den Pranger gestellt

Südostschweiz

Antifa-Hacker haben die rechtsradikale Internetseite blutschutz.ch lahmgelegt und sämtliche Kundendaten im Internet veröffentlicht. Es finden sich auch einige Glarner Namen darunter.

Thomas A.* aus Glarus will nichts mit der rechtsradikalen Szene zu tun haben. «Ich bin lediglich Patriot», sagt der 17-Jährige. Er habe sich vor einem Jahr ein T-Shirt mit aufgedrucktem Schweizer Kreuz und Hellebarde bei blutschutz.ch gekauft. Jetzt ist er verunsichert: «Ich habe weder eine Glatze, noch laufe ich mit einer Bomberjacke herum. Aber mein Name taucht zusammen mit diesen Neonazis im Internet auf, und ich kann nichts dagegen tun.»

Drei Glarner auf Liste

Linksgerichtete Hacker haben eine Liste von rund 120 Personen, die Kleidung und Accessoires beim rechtsradikalen Online-Versand blutschutz.ch bestellt haben, ins Internet gestellt. Sie enthüllt Name, Adresse, Email und sogar Telefonnummer der Kunden. Wer genau hinschaut, bemerkt: Auch zwei Glarner und eine Glarnerin haben bei blutschutz.ch bestellt – auf derselben Seite also, die auch zum Neonaziaufmarsch beim Näfelser Schlachtdenkmal aufgerufen hatte, als sie damals noch online war.

Der auf der Liste aufgeführte Thomas A. sprach anonym mit der «Südostschweiz». Die Einstiegsseiten von blutschutz.ch seien «seriös gestaltet» gewesen, sagt er. «Mehr als Schweizer Kreuze hat man da nicht bekommen», erklärt Thomas. Dementsprechend arglos habe er auch bestellt. «Die wirklich krassen Sachen kann man nur im Mitgliederbereich ansehen. Und der ist mit einem Passwort geschützt.»

Nicht alle harmlos

Seine damalige Naivität fällt jetzt auf ihn zurück – ob mit oder ohne rechtsradikale Gesinnung. Denn die Namen der Kunden von blutschutz.ch verbreiten sich schnell. Noch am selben Morgen hätten ihn seine Freunde darauf aufmerksam gemacht, dass sein Name im Internet stehe. Sucht er seinen Namen bei Google, so führen die ersten drei Links zur Neonazi- Liste.

So harmlos wie Thomas geben sich aber nicht alle auf der Liste aufgeführten Glarner. Während die dritte Kundin nicht zu erreichen war, ist ein anderer Name der Redaktion wohlbekannt. Dieter M.* marschierte in Näfels mit und beschwerte sich anschliessend über die Berichterstattung. In seinen Mails an die Redaktion forderte er schon mal Ausländer auf, vor Schweizern niederzuknien und unterzeichnete mit «ein stolzer Schweizer». Auf neue Kontaktversuche der «Südostschweiz» reagierte er nach der Veröffentlichung der Liste nicht mehr.

Seite vor Attacke aus Netz entfernt

blutschutz.ch musste bereits wenige Tage vor der Hackerattacke vom Netz genommen werden, da illegale Texte aufgeschaltet waren, die den Holocaust leugneten («Südostschweiz» vom 17. April). Die strafbaren, Holocaust leugnenden Texte im Mitgliederbereich hatten den Provider dazu gezwungen, die Internetseite zu sperren.