Seit Anfang Februar 2013 tritt in Genf und Nyon die Génération Identitaire Genève (GIG) in Erscheinung. Die Gruppierung verfügt über eine Facebook-Präsenz und organisierte einige wenige Veranstaltungen: So hielt u.a. der französische Identitäre Gerald Pichon, Autor des Buches «Sale Blanc. Chronique d’une haine qui n’existe pas …» am 18. Mai 2013 in Genf einen Vortrag. Die Aktivitäten der GIG in der Schweiz blieben jedoch marginal. Sie beschränkten sich oftmals auf kleinere Kleber- und Sprayaktionen, beispielsweise mit der Aufschrift «zone identitaire». Zuletzt nahmen einige Vertreter der Génération Identitaire Genève an der Sommeruniversität der französischen Mutterorganisation Génération Identitaire in Frankreich teil.
Zusammenschluss verschiedener Identitärer
Die Génération Identitaire Genève entstand 2013 aus Überbleibseln der beiden Gruppierungen Jeunes Identitaires Genevois (JIG) und Mouvement Identitaires Genevois (MIG). Die Jeunes Identitaires Genevois ihrerseits waren 2005 in Genf als Ableger der französischen Strömung Bloc Identitaire gegründet worden. Wichtigster Exponent der in ihren besten Zeiten rund 25 Mitglieder zählenden Genfer Sektion war der 27-jährige Jean-David Cattin. Der Oberleutnant der Schweizer Armee und Sohn eines Politikers der rechtspopulistischen Protestpartei Mouvement Citoyens Genevois (MCG) nahm im Februar 2011 – als erster Nichtfranzose – auch Einsitz im Exekutivbüro des Bloc Identitaire. In der aktuellen Liste der Führungsriege fehlt sein Name allerdings.
Aktionistische Bewegung aus Frankreich
Der Bloc Identitaire fällt seit seiner Gründung 2003 vor allem als aktionistische und zuweilen gewaltbereite Vereinigung auf. Im Oktober 2009 hat sich die französische Bewegung, die laut Eigenangaben über rund 2000 Anhängerinnen und Anhänger verfügt, offiziell in eine politische Partei umgewandelt. Die Identitaires – der Name ist Programm – berufen sich auf eine «europäisch-weisse Identität», sprechen sich gegen die Einwanderung aus anderen Kontinenten aus und agieren vor allem muslimfeindlich. Den Antisemitismus lehnen sie dagegen als «Ideologie von gestern» ab. Der Bloc Identitaire bietet seinen Mitgliedern nicht nur politische und ideologische Schulungen; in Camps üben sich die Identitaires auch im Kampfsport.
Auch die Genfer Identitaires versuchten in der Vergangenheit, mit ausgefallenem Protest-Aktionismus (mediale) Aufmerksamkeit auf sich zu ziehen. Zwei Beispiele: Am 7. November 2009 beschallten sie das Quartier Petit-Saconnex, Standort der Genfer Moschee, gegen 7 Uhr morgens aus einem fahrenden Auto heraus mit einem Muezzin-Gebetsruf. Am 16. November 2010 – im Vorfeld der SVP-Ausschaffungsinitiative – befestigten sie in der Nähe des Genfer Justizgebäudes ein Transparent mit der Aufschrift «Schluss mit den laschen Richtern! Ja zu den Ausschaffungen!». Am 13. März 2011 beteiligten sich die Identitaires zudem erfolglos an den Gemeindeparlamentswahlen von Grand-Saconnex. Kandidiert hat unter anderem Benjamin Perret, Mitbegründer und Mediensprecher der Jeunes Identitaires Genevois.
Gute Vernetzung
Die Genfer Identitaires pflegten enge Kontakte zu ihren französischen Gesinnungsgenossen: Am 14. Mai 2011 hielt Jean-David Cattin eine Rede an einer Demonstration des Bloc Identitaire in Lyon (F). Er sprach von «Griechenland, das erwacht sei» und meinte damit die brutalen Übergriffe von Rechtsextremen auf Migrant_innen in Athen. Am 1. Oktober 2011 trat Philippe Vardon bei den Genfer Identitaires auf. Der Vorsitzende von Nissa Rebela, der Vertretung der Identitaires in der Region Nizza, präsentierte sein Buch «Elemente für eine identitäre Gegenkultur». Am 6. September 2012 luden die Jeunes Identitaires aus Cannes und Grasse zu einem Treffen mit Cattin ein und kündigten ihn grossmäulig als «promoteur de l’initiative contre les minarets» an.
In den letzten Jahren ist es sowohl um die Facebook-Präsenz der Identitären wie auch um Jean-David Cattin hingegen ruhiger geworden – sein letzter Beitrag auf Twitter stammt vom Januar 2015.