Freysinger im Faktencheck

Walliser Bote: Wallis | In einem Leserbrief (WB von gestern) hat Sicherheitsdirektor Oskar Freysinger seine Sicht zur Ernennung Piero San Giorgios als externer Sicherheitsberater dargelegt und von «Fakten und Beschimpfungen» gesprochen. Der WB hat Freysingers Behauptungen unter die Lupe genommen.

Stimmt nur teilweise: Wie die Freiburger Zeitung «La Liberté» am vergangenen Samstag be richtete, referierte San Giorgio im Februar 2013 beim jährlichen Anlass der Infanteriebrigade 2. Laut der Zeitung sei Rebord damals aber nicht für die Organisation des Abends zuständig gewesen. Im Mai 2014 dann der Auftritt bei der Waadtländer Offiziersgesellschaft. Man habe vom Survivalismus gehört und wollte mehr darüber erfahren, so Major Philipp Zimmermann gegenüber «La Liberté». Seither habe man keinen Kontakt mehr zu San Giorgio gepflegt. Zur Expertise für den Kanton Freiburg: Wie der Mediensprecher des Freiburger Sicherheits- und Justizdepartementes auf WB-Anfrage bestätigt, hat San Giorgio «vor einigen Jahren» einen Vortrag vor dem kantonalen Führungsorgan (KFO), das im Ereignisfall die Führung übernimmt, gehalten. Aber er habe nie eine Expertise für den Kanton Freiburg verfasst und ebenso wenig ein entsprechendes Mandat erhalten.

Quellen: «La Liberté» vom 10. Dezember (Seite 19); Freiburger Sicherheits- und Justizdepartement

Stimmt nur teilweise: Die Frage ist, wen Freysinger mit «Mitarbeiter» (im Plural) genau meint. Wie WB-Recherchen zeigen, kam der Vorschlag, San Giorgio als externen Experten heranzuziehen, weder von der Kantonspolizei noch von der Dienststelle für zivile Sicherheit und Militär. Beide Stellen also, die in der Arbeitsgruppe vertreten sind und sich jeden Tag mit Sicherheitsfragen beschäftigen. Wer hat Freysinger und San Giorgio also miteinander bekannt gemacht? Etwa Paul-Henri Moix, Freysingers Gene ralsekretär, der die Arbeitsgruppe präsidiert? Oder Slobodan Des- pot, Freysingers externer Kommunikationsberater? Was stimmt, ist, dass sich Despot und San Giorgio schon länger kennen. Auf seinem Youtube-Kanal ver öffentlichte San Giorgio im März 2015 ein Video, in dem er Despot zu dessen neuem Buch gratuliert – und befragt. Vermittelte Despot daraufhin, «im Frühjahr 2015», den «Sicherheits-Experten»? Fraglich, denn Freysinger und San Giorgio kannten sich damals schon. Das Video der Begegnung, die Freysinger im Leserbrief erwähnt, hat San Giorgio schon im September 2014 veröffentlicht. Aufgenommen wurde es offenbar in Freysingers Garten.

Quellen: WB-Recherchen; https://www.youtube.com/watch?v=N1-5INUD_ow; https://www.youtube.com/watch?v=_II_VzaiWZc&t=12s

Stimmt wohl. Ebenfalls Fakt: Fünf Tage nach der zweiten Sitzung, an der San Giorgio die Überlegungen der Polizei «begutachtete», hielt der Survivalist in Sitten ein Referat auf Einladung der rechtsextremen Gruppe «Résistance Helvétique», wo er unter anderem das Gewaltmonopol des Staates infrage stellte und die Anwesenden aufforderte, sich zu bewaffnen. Ob Freysinger davon wusste? Slobodan Despot zumindest schon: Auf seinem Blog «Antipresse» machte er Werbung für die Konferenz. Und auch die Kapo war auf dem Laufenden: Sie hatte den Anlass aufgrund der zwielichtigen Organisatoren auf dem Radar.

Quellen: «Le Nouvelliste» vom 11. April (Seite 5); http://antipresse.tumblr.com/post/142339853823/conference-san-giorgio-survivre

Falsch: Die Pressekonferenz fand am 29. November statt. Das Video hat nicht San Giorgio aufgenommen, sondern der fran zösische Faschist Daniel Conversano, der es am 22. November auf Youtube veröffentlicht hat.

Quellen: https://www.vs.ch/web/communication; https://www.youtube.com/watch?v=AmNGEzxxmM8&t=3908s

Das stimmt – mit Ausnahme, dass es der Freitag, 2. Dezember, war. Ebenso stimmt es, dass die Regierung zur gleichen Zeit bereits dabei war, eine Dringlichkeitssitzung für den Nachmittag anzuberaumen, um Genaueres über die Arbeitsgruppe und den externen «Experten» zu erfahren.

Quelle: WB-Recherchen

Das stimmt.