Es ist auch unser Kampf

Extrem rechte Frauenorganisationen

Im Vergleich zur Situation in der Schweiz zeichnen sich die rechtsextremen Frauen in Deutschland durch einen viel höheren Organisationsgrad aus. Es existierten oder existieren unterschiedlichste Frauengruppen, im Speziellen auf im Bereich der organisierten Kameradschaften. Hier soll überblicksmässig dargestellt werden, was sich in der Schweiz bis anhin zum Glück noch nicht durchsetzen konnte.

 

In den 1990er-Jahren erhöhte sich der Organisationsgrad der rechtsextremen Frauen deutlich. Es entstanden unterschiedliche Frauengruppen, und einige schafften es sich deutschlandweit zu organisieren. In dieser Aufbruchsphase entstand auch der Skingirl Freundeskreis Deutschland (SFD). Frauen aus dem subkulturellen Teil des rechtsextremen Spektrums hatten sich entschlossen, die deutschlandweite Vernetzung voranzutreiben, die Frauen zu politisieren und den Zusammenhalt unter ihnen zu verstärken. Dazu wurden unterschiedliche Interessengruppen eingerichtet, in denen sich die Frauen über verschiedene Themen austauschen konnten, sowie politische Schulungen und Treffen abgehalten. Gekämpft wurde für die Annerkennung der Frauen in der Extremen Rechten oder gegen Gewalt an Frauen. Der SFD war nicht nur wegen seiner Vorreiterrolle – er diente als Vorbild für eine Reihe von weiteren Gruppengründungen – ein Spezialfall, sondern auch sein langes Bestehen war ungewöhnlich. Nach fast zehnjährigem Bestehen wurde der SFD erst Ende 2000 aufgelöst.

Als Nachfolgeorganisation eines Teils der SFD-Frauen gilt die Gemeinschaft Deutscher Frauen. Ein Blick in das GDF-Sonderheft «Frauentum», das als Arbeitsgrundlage der GDF und zur Mobilisierung der Frauen für die «nationale Bewegung» gedacht ist, verdeutlicht die Werte dieser Gruppierung. Ausgangspunkt ist die Feststellung des oft anzutreffenden Phänomens, dass Frauen nur als Anhängsel ihrer männlichen Partner ein Teil der rechtsextremen Szene sind und diese bei einer Trennung so schnell verlassen, wie sie zu ihr gestossen sind. Die GDF will dem entgegenwirken, indem sie eine «Anlaufstelle» schafft und sich speziell mit «weiblichen Interessen» auseinandersetzt und diese vertritt, sowie Frauen «auf weibliche Art» schult und heranbildet. Die Frauen sollen zu ihren natürlichen Aufgaben zurückgeführt werden, sie sollen nicht für Gleichberechtigung kämpfen, sondern sich als von Natur aus mit den Männern gleichgestellt betrachten. Die «Verschiedenartigkeit der Geschlechter» sei zu achten und die «natürliche Rolle» zu respektieren. Denn es gehe grundsätzlich immer um den «Erhalt der eigenen Art». Die Funktion, die den Frauen dabei zukommt ist in erster Linie die der Mutter, die für die Erziehung der Kinder verantwortlich ist. Die GDF ist über eine Homepage erreichbar, auf welcher «Hintergrundwissen» vermittelt und über vergangene Aktivitäten berichtet wird.

Dass rechtsextreme Frauen für sich durchaus auch mehr einfordern, als die Rolle als Hausfrau und Mutter, verdeutlicht das Beispiel Inge Nottelmann. Sie zählt zu den führenden Aktivistinnen der rechtsextremen Szene in Norddeutschland und übernimmt Aufgaben, die bisher meist von Männern ausgeübt wurden. So gehört sie zum Organisationskomitee, das für die Gedenkmärsche zu Ehren von Hitlerstellvertreter Rudolf Hess in Wunsiedel verantwortlich ist. Nottelmann will nicht mehr nur die «Freundin eines Nazis», sondern selbstständig aktiv und präsent sein. Dass ihr Verhalten auch Auswirkungen auf andere Frauen hat, zeigt sich zum Beispiel daran, dass eine Aktivistin der von Nottelmann aufgebauten Gruppe Arbeitskreis Mädelschar (früher Mädelschar Deutschland) sich im Fanzine «Feuer und Sturm» über die Situation der Frauen in der Szene beschwert: «Die rechte Szene ist eine reine Männerdomäne, in welcher es die Frauen sehr schwer haben, sich zu behaupten. Man muss als Frau doppelt so gut sein wie ein Mann (…). Die alte Rollenverteilung, die der Gesellschaft immer weiter entschwindet, ist noch in zu vielen Kameradenköpfen vorhanden.» Das Ziel von Nottelmann ist es, ebenso wie das der Aktivistinnen der GDF, die Frauen langfristig in die Szene zu integrieren und das Potential, das in den weiblichen Kämpferinnen für die nationale Sache steckt, zu nutzen.

Eine «Mädelgruppe», die es verstand auf unterschiedlichen Bühnen zu tanzen ist die seit 2005 verbotene Frauengruppe der Berliner Kameradschaft «Tor». Passend zu ihrem Auftritt in Trachten am Rudolf Hess Gedenkmarsch verstehen sich Frauen dieser Kameradschaft, ebenso wie die GDF-Frauen – denen das Tragen von Trachten und dem Auftreten im Bund-Deutscher-Mädel-Look auch angebracht zu sein scheint – als «Tochter ihres Volkes und vor allem als Mutter des Volkes». Dem rein äusserlich eigentlich widersprechend sind die Mitglieder der Kameradschaft «Tor» an anderen Demonstrationen durch ihr von der Übernahme «linker Symbole» und der Verwendung von poppig gestalteten Transparenten geprägten Auftreten aufgefallen. Sie stehen damit stellvertretend für eine Entwicklung, welche die Szene als ganzes erfasst hat.

Die Frauen legten ihren «Skingirl-Look» ab und kleiden sich immer häufiger im «Girlie-Style». Dem veränderten Modebewusstsein vieler rechtsextremer Frauen passten sich auch die BetreiberInnen von Versänden an. Ihr Sortiment wurde ergänzt durch die Rubrik «Girlie», worin beispielsweise knappe T-Shirts, bedruckt mit unterschiedlichen einschlägigen Symbolen zu finden sind.