Die Skins haben das Feld geräumt

bz

18. Januar 2001 Rechtsextreme Jugendliche bescherten Münchenbuchsee letztes Jahr Negativ-Schlagzeilen am Laufmeter. Nun scheint sich die Lage zumindest an der Oberfläche wieder beruhigt zu haben. Sprayereien, Pöbeleien und Schlägereien: Die Schar rechtsextremer Jugendlicher, die im Sommer 1999 in Münchenbuchsee aktiv geworden war, liess wenig aus, um das Image der Gemeinde innerhalb eines Jahres zu ramponieren. Ruhe nach dem Sturm Unterdessen scheinen sich die Wogen geglättet zu haben: «Von rechtsradikalen Umtrieben ist überhaupt nichts mehr zu spüren», sagt Gemeindepräsident Walter Bandi (SVP). «In den letzten sechs Monaten wurde mir kein einziger Vorfall mehr gemeldet», erklärt der für die öffentliche Sicherheit zuständige Hans Kuster. «Die Lage hat sich zumindest in Buchsi beruhigt», stellt selbst Patrizia Vökt von der Grünen Freien Liste (GFL) fest. Nur: «Wenn sich die Rechtsextremen aus Münchenbuchsee verzogen haben, heisst das noch lange nicht, dass das Problem damit erledigt ist», schränkt die Parlamentarierin ein. Wieso die (mehrheitlich auswärtigen) Rechtsradikalen um Buchsi seit einiger Zeit einen Bogen machen, kann sich Vökt nicht genau erklären. «Möglicherweise wurden sie durch die ständige Berichterstattung in den Medien verunsichert und haben ihr Wirkungsfeld an einen ruhigeren Ort verlegt.» Sie, Vökt, wisse genau, dass die Glatzköpfe «ganz in der Nähe» ein neues Lokal gefunden hätten, in dem sie sich regelmässig treffen würden. Auch Ortspolizist Hans Kuster scheint dem Frieden vorderhand noch nicht recht zu trauen: «Die Rechtsextremen sind im Dorf zwar nicht mehr zu sehen. Aber was sich unter der Oberfläche abspielt, kann ich nicht beurteilen, weil mir die entsprechenden Informationen fehlen.» Zur Erinnerung: Im letzten Mai sorgten Skins überregional für Aufsehen, als sie einheimische Jugendliche beim Bräteln verprügelten. Einen Monat später randalierten die Glatzen am Buchsimärit, wo es der Polizei zusammen mit der Securitas nur mit Mühe gelang, eine handfeste Auseinandersetzung zwischen drei Dutzend rechtsextremen und linksorientierten Teenagern zu verhindern. Späte Grundsatzerklärung Daraufhin räumte selbst Buchsis Gemeindepräsident, dem von linker Seite immer wieder vorgeworfen worden war, die Schwierigkeiten mit rechtsextremen Jugendlichen zu verniedlichen, ein, dass im Dorf in extremistischer Hinsicht tatsächlich «eine gewisse Unsicherheit» bestehe. Gleichzeitig versicherte Walter Bandi, dass die Behörde das Problem der zunehmenden Gewalt «längst erkannt» habe, sich nun aktiv für die Erhaltung der Lebensqualität einzusetzen gedenke und «grundsätzlich jede Art von Gewalt, Rassismus und Vandalismus» verurteile. «Wir haben ein Problem» Mit noch deutlicheren Worten umschrieb im Parlament Patrizia Vökt die Situation: «Wir haben in Buchsi ein Problem, und zwar ein Problem mit Rechtsradikalismus», gab sie in einer persönlichen Erklärung zu verstehen. Insbesondere am Bahnhof, auf dem Kästliareal und auf dem Heimweg von der Schule würden Jugendliche von Rechtsextremen «angegriffen, angepöbelt, beleidigt und belästigt», stellte Vökt fest. Um Opfern, Eltern, Zeuginnen und Zeugen sowie Lehrerinnen und Lehrern die Möglichkeit zu bieten, Übergriffe zu melden, wurde Mitte November das so genannte GGG-Fon eingerichtet (siehe Interview in der linken Spalte). Damit wurde erstens eine Sammelstelle für anonyme Informationen geschaffen und zweitens signalisiert, dass Buchsi nicht länger bereit ist, dem gewalttätigen Treiben tatenlos zuzuschauen. jho