Die Sempacher Schlachtfeier als Rütli-Ersatz

«Heil dir Helvetia singen»

In der rechtsextremen Szene mobilisiert die Partei National Orientierter Schweizer (PNOS) seit einigen Wochen zur Teilnahme an der Schlachtfeier bei Sempach. Dieser Anlass avancierte in den letzten Jahren immer mehr zum Neonazitreffpunkt.

Die Rechtsextremen haben damit eine Alternative zum Rütli gefunden, wie sie selber in einschlägigen Internetforen bestätigen. Ein Aufruf der PNOS zur Sempacherfeier vom letzten Jahr endete mit folgenden Worten: «Wenn sie uns eben nicht mehr aufs Rütli lassen, dann gehen wir eben sonst wo hin.»

Letztes Jahr waren es rund 160 Szene-Leute, die dem Ruf der rechtsextremen Organisationen – u.a. Helvetische Jugend, Hammerskins und PNOS – folgten. Sie marschierten am Umzug mit und nahmen an den Feierlichkeiten teil. Im Anschluss an die offiziellen Reden sammelten sich die Rechtsextremen beim Winkelried-Gedenkstein, sangen die alte Nationalhymne «Heil dir Helvetia» ab und legten dort mit viel Pathos einen Kranz nieder. Das Zitat auf dessen Kranzschleife endete mit dem Begriff «Harus»: Ein Gruss, den bereits die Fröntler der Zwischenkriegszeit pflegten. Durch die Zeremonie dieses exklusiven Teils der Schlachtfeier führten unter anderem die lokal verankerte Gruppierung Morgenstern und die PNOS. Damit waren die Neonazis nicht nur TeilnehmerInnen des Anlasses, sondern prägten die Veranstaltung auch nach ihrem Gusto mit.

Dass Rechtsextreme der Schlachtfeier mit ihrer Präsenz und ihrem Ritual eine eigene Note verpassen, stört die OrganisatorInnen und LokalpolitikerInnen laut eigenen Angaben allerdings nicht. Anton Schweingruber (Regierungsrat LU) meinte letztes Jahr gegenüber Tele Tell: «Solange sie sich anständig und ruhig verhalten habe ich nichts dagegen. Wir haben eine Versammlungsfreiheit. Es darf sich jeder hier präsentieren, und ich habe jetzt gar nicht den Eindruck, dass sie gestört haben.» Als ob die Frage der Duldung einer politischen Selbstinszenierung von Neonazis allein von Aspekte des Anstandes und der Ruhe abhängen würden.

Diese TeilnehmerInnen der Schlachtfeier bei Sempach sind Mitglieder rechtsextremer Organisationen. Sie vertreten ein Weltbild, das Menschen aufgrund ihrer Hautfarbe, ihres sexuellen Orientierung oder ihrer politischen Einstellung auf brutale Weise diskriminiert. Ein Weltbild, das an nationalsozialistische und faschistische Wertvorstellungen anknüpft, das die Macht des Stärkeren und die Ungleichheit der Menschen postuliert. Mit dem Aufmarsch in Sempach werden diese Wertvorstellungen zum Ausdruck gebracht und legitimiert. Es ist eine Manifestation dieser Politik und dient zur Stärkung des Gemeinschaftsgefühls der rechtsextremen Bewegung.

Ob Rütli oder Sempach – keine Plattform für Neonazis!