Die Band «Frei.Wild» wehrt sich gegen Journalisten

NZZ Online: Ein Redaktor der Zeitung «20 Minuten» muss sich heute Montag vor dem Zürcher Bezirksgericht verantworten. Er bezeichnete die umstrittene Deutschrock-Band «Frei.Wild» in einer Bildlegende indirekt als rechtsextrem. Damit hat sich der Journalist aus Sicht der Staatsanwaltschaft der üblen Nachrede schuldig gemacht.

(sda) Am 15. Dezember 2015 erschien auf dem Onlineportal von «20 Minuten» ein Artikel mit der Überschrift «Wenn harmlose Kleidung zur Provokation wird». Dem Beitrag war eine Bildstrecke mit 18 Fotos beigefügt. Diese enthielt eine Auswahl von Kleidungsstücken, die gerne von Rechtsextremen getragen werden.

Das vierte Bild zeigte ein T-Shirt der Südtiroler Band «Frei.Wild». Der Autor schrieb unter das Bild folgende Legende: «Eine rechtsextreme Überzeugung lässt sich auch versteckter transportieren, zum Beispiel durch T-Shirts von Bands wie Frei.Wild, Landser oder Skrewdriver.»

Ruf geschädigt

Diesen Vorwurf wollte die Band nicht auf sich sitzen lassen und erstattete Anzeige. Zu recht, wie die Staatsanwaltschaft findet. Sie ist der Ansicht, dass der Leiter des Ressorts «Digital&Wissen» die Band wahrheitswidrig in die rechtsextreme Ecke gerückt und damit deren Ruf geschädigt habe. Der Journalist soll deshalb mit einer bedingten Geldstrafe von 45 Tagessätzen bestraft werden.

Die Band, deren Name nichts mit Freiwild zu tun haben soll, sondern die Worte «frei» und «wild» zusammenfügt, hatte sich 2001 gegründet. Im April 2016 wurde die Südtiroler Gruppe mit dem Musikpreis Echo in der Sparte Rock/Alternative National ausgezeichnet.

2013 war die Band jedoch noch von der Nominierungsliste gestrichen worden. Mitbewerber hatten der Gruppe Nähe zur rechten Szene unterstellt und mit Boykott gedroht. Die Band stritt auch damals extremistische Tendenzen ab – wie viele Male zuvor und danach.