Der PNOS-Vorsitzende aus Spiez

BernerZeitung

Die Fronten gewechselt

Mario Friso, der Vorsitzende der Pnos Berner Oberland, politisierte nicht immer am äussersten rechten Rand des politischen Spektrums: Vor Jahren marschierte er in Bern noch für die linke Antifa.

«Vom Antifa-Insider zum Pnos-Kader»: So lautete gestern der Titel zu einem ganzseitigen Artikel in der Zeitung «Der Bund». Inhalt: Der in Spiez wohnhafte Mario Friso gehörte vor Jahren noch zum harten Kern der anarchistisch-autonomen Szene in Bern. Er sei «Aktivist der ersten Stunde» im 1999 gegründeten Antifa-Bündnis «Alle gegen Rechts» gewesen, schreibt der «Bund» weiter, und habe damals auch am ersten «Antifaschistischen Abendspaziergang» teilgenommen. Auf Anfrage dieser Zeitung bestätigte Friso diese Angaben.

In der Offensive

Irgendwann hat der inzwischen 23-Jährige die Seiten gewechselt. Heute ist Friso Vorsitzender der Berner Oberländer Sektion der Partei national orientierter Schweizer (Pnos). Wie diese Zeitung am Mittwoch berichtete, ist die Oberländer Pnos in den letzten Wochen in die Werbe- und Rekrutierungsoffensive gegangen: In Gwatt, Einigen, Spiez und Unterseen hat sie mehrere Tausend Exemplare ihres Parteiprogramms verteilt, um ihre Ziele unters Volk zu bringen und neue Mitglieder zu gewinnen. Die Parteisektion zählt nach eigenen Aussagen zurzeit rund 30 Mitglieder, die hauptsächlich auf dem Bödeli und in Meiringen wohnen.

Was ist geschehen, dass ein früheres Mitglied der extremen Linken die Fronten gewechselt hat und zum ehemaligen Feind Nummer 1 übergelaufen ist? «Das passierte nicht von einem Tag auf den anderen», sagte Mario Friso gestern gegenüber dieser Zeitung. «Ich bin nicht an einem Morgen aufgewacht und fand mich plötzlich auf der anderen Seite wieder. Es war vielmehr ein Prozess, der rund ein Jahr gedauert hat, und in dessen Verlauf ich mich mit den Inhalten der Bewegung, der ich damals angehörte, intensiv auseinandergesetzt habe.»

Ähnlich …

Diese Inhalte sind bei Links- und Rechtsextremen über weite Strecken ähnlicher, als ihnen lieb ist. So wollen beispielsweise beide Natur, Umwelt und Tiere schützen, sie sind antikapitalistische Globalisierungsgegner und gegen den Handel mit Kriegsmaterial. Beide wollen zudem einen starken Sozialstaat. Die Pnos bezeichnet sich selber gar als «sozialistisch».

… und verschieden

Der Unterschied, die fundamentale Differenz zwischen den beiden Extremen liegt zur Hauptsache in den Ansichten, die sie gegenüber Menschen anderer Nationalität respektive anderer Rasse haben. Während die äussere Linke internationalistisch und multikulturell ausgerichtet ist, also ein friedliches Zusammenleben von Menschen verschiedener Rasse und Herkunft propagiert, wollen ihre Gegenspieler am rechten Rand des Spektrums das genaue Gegenteil: Die multikulturelle Gesellschaft sei eine «Perversion des natürlichen Zusammenlebens», heisst es im Pnos-Parteiprogramm …

Die Pnos hat sich in jüngster Zeit Mühe gegeben, sich ein bürgerliches Mäntelchen umzuhängen, um das Image der Ausländer verprügelnden Skinhead-Partei loszuwerden. Dazu gehört auch ihre Sprachregelung, wonach sie keine rechtsextreme Partei, sondern eine Partei «der Vernunft» und «der zweiten Mitte» sei, wie sie es ausdrückt. Trotzdem gerät sie immer wieder in Verdacht, in Verbindung mit anderen Gruppierungen zu stehen, die ausserhalb der Legalität und rechtsstaatlicher Normen operieren.

Wegen ihrer betont nationalistischen und fremdenfeindlichen Ausrichtung wird sie nicht nur von politischen Beobachtern, sondern auch in Polizeikreisen als klar rechtsextrem bezeichnet.