Das sind die Führer der braunen Brut

Blick

1. August Die Rütli-Schande

Von Martin Reichlin und Beat Kraushaar

BRUNNEN SZ. «Hier marschiert der nationale Widerstand», dröhnt es durch Brunnen. In Wahrheit wälzt sich eine braune Flut von Rechtsextremen durch das Städtchen. Mit dabei: verurteilte Gewalttäter, Holocaust-Leugner und die Führer der «Partei national orientierter Schweizer» (Pnos).

800 rechtsextreme Glatzköpfe grölen und pöbeln auf dem Rütli. Sie tragen Nazi-Symbole auf den Kleidern, recken den Arm zum verkappten Hitlergruss und schreien Bundespräsident Schmid immer wieder nieder.

Zurück in Brunnen formieren sich die Neonazis zu einem illegalen Demonstrationszug zum Bahnhof. An vorderster Front mit dabei die Köpfe der Pnos, wie sie die «Aargauer Zeitung» gestern aufdeckte.

· Tobias Hirschi (21) aus Langenthal BE, Strassenbauer. Seit Oktober 2004 für die Pnos im Langenthaler Stadtparlament. Kaum im Amt, nimmt Hirschi am 1. Mai an einer illegalen Rechtsextremen-Krawall-Demo in Solothurn teil. Im Parlament beweist Hirschi weniger Schlagkraft. Sein «wichtigster» Vorstoss: eine Motion für ein Bettelverbot.

· Pascal Lüthard (21) aus Glashütten AG. Präsident der Pnos Bern. Verurteilt wegen Raufhandel, Haus- und Landfriedensbruch (20 Tage bedingt und Busse). Mitglied der im Mittelland aktiven rechtsextremen Sammelbewegung «Helvetische Jugend» (abgekürzt HJ, wie Hitlerjugend). Auch Lüthard war bei den Mai-Krawallen in Solothurn.

· Dominic Bannholzer (19) aus Günsberg SO. Vorsitzender der Pnos Solothurn. Im April 2005 in den Günsberger Gemeinderat gewählt.

· Stefan Wüthrich aus Langenthal BE. War Webmaster der «HJ» und wurde nach Hirschis Wahl Ortsgruppenleiter der Pnos Langenthal.

BLICK weiss: Ebenfalls in Brunnen (nicht auf dem Foto) dabei waren:

· Jonas Gysin (25) aus Bözen AG, Zimmermann. Pnos-Gründer, seit 2003 Parteipräsident. Ex-Mitglied der Skinhead-Bewegung «Blood and Honour» und verurteilt wegen Körperverletzung (30 Tage bedingt, Rekurs hängig) und Rassendiskriminierung (Rekurs angekündigt).

· Jan Werfeli (22) aus Buchs AG. Pnos-Vorstandsmitglied und Präsident der Sektion Aargau. Verurteilt wegen Rassendiskriminierung, weil die Pnos für die Nationalratswahlen 2003 mit einem Plakat der «nationalen Front» von 1933 warb (Busse, Rekurs angekündigt).

Unter den 800 Glatzen auf dem Rütli stand auch

· Philippe Brennenstuhl, Ex-Vizepräsident der «Association Vérité et Justice». Dieser Revisionisten-Verein wurde bis zur gerichtlichen Auflösung von Jürgen Graf präsidiert. Graf wurde in der Schweiz wegen Holocaust-Leugnung zu 15 Monate Gefängnis verurteilt und floh nach Russland. «Vérité et Justice» stand der «Blood and Honour Romandie» nahe.

Von Beobachtern in Brunnen identifiziert:

· Bernhard Schaub (51), Mitverfasser des rassistischen 20-Punkte-Programms der Pnos. War bis 1993 Lehrer an einer Rudolf-Steiner-Schule und bis 1999 «pädagogischer Mitarbeiter» einer Migros-Klubschule. Auch Schaub ist verurteilter Holocaust-Leugner, zudem Gründer der Pnos-nahen rechtsextremen «Nationalen ausserparlamentarischen Opposition der Schweiz» (Napo). An der letzten 1.-Mai-Feier in Aarau behauptete Schaub, «das internationale jüdische Hochkapital» sei der Feind, der die Welt regiere. Zu den Feinden gehörten auch «Fremdrassige», die das Land verlassen müssten. Dafür hat Schaub eine Rassismus-Anzeige am Hals.

Die Neonazis haben das Rütli verraten. Und unseren Nationalfeiertag entweiht. Doch die Wirrköpfe sehen sich als Sieger – und hetzen weiter. Die Pnos schreibt: «Der einzige störende Faktor war Bundesrat Schmid mit seinen volksverräterischen Parolen.» Und höhnt: «Es zeugt schon von geringem Verstand, unter aufrechten, heimatliebenden Schweizern für die Ost-Personenfreizügigkeit und Multi-Kulti zu werben.»

Ganz ungeschoren kommen die Pnos-Hetzer wohl nicht davon. Uri und Schwyz prüfen Strafanzeigen gegen die Verantwortlichen des unbewilligten Zuges durch Brunnen und die Störenfriede vom Rütli. Speziell im Visier: Jonas Gysin. Er hatte dem Schwyzer Polizeidirektor Alois Christen versprochen, dass sich seine Gefolgsleute an «die Regeln halten» werden.