Das Ende des Wahlfälschers

Newsnet: Eric Weber – der verrückteste Basler Grossrat – wurde abgewählt. Vordergründig ging es ihm um «den Kampf gegen Asylanten». Der Sonderling stand aber oft selbst im Mittelpunkt.

Es ist ein tragisches Bild, das Eric Weber am Wahlsonntag in Basel abgibt: Der Grossrat der «Volks-Aktion gegen zu viele Ausländer und Asylanten in unserer Heimat» kniet auf dem Boden – die Kleidung mit Baslerstab und Schweizer Kreuz verkündet seine patriotische Mission –, die Hände hat er zum Gebet gefaltet. Er, der verurteilte Wahlfälscher, will in den Regierungsrat.

Es hilft nichts. Weber erhält 3247 Stimmen und landet damit weit abgeschlagen auf dem letzten Platz. Nicht, dass es je auch nur die geringste Chance gegeben hätte: Eric Weber ist ein Sonderling, der ganz am rechten Rand politisiert. Aufgewachsen in Basel, trat Weber in die Fussstapfen seines Vaters, der kurzzeitig Präsident der rechtsextremen «Nationalen Aktion gegen die Überfremdung von Volk und Heimat» (die heutigen Schweizer Demokraten) war, und strebte ebenfalls eine politische Karriere an.

Mit 21 Jahren wurde Weber 1984 als jüngster Kantonspolitiker in den Grossen Rat gewählt. Wegen Manipulationen im Vorfeld seiner Wiederwahl vier Jahre später wurde er 1991 vom Strafgerichtshof Basel wegen Urkundenfälschung für fünf Jahre von jeglichen politischen Ämtern ausgeschlossen. Nach der Jahrtausendwende sollte der politische Neustart folgen.

Bei der SVP und sogar bei der Pnos blitzte er ab, nur die Schweizer Demokraten setzten den Familien­vater bei den Basler Grossratswahlen 2004 auf eine gemeinsame Liste – ohne Erfolg, dafür erneut mit strafrechtlichen Konsequenzen: 2008 wurde er wegen Wahlbestechung und Drohung verurteilt. 2012 geriet Weber erneut ins Visier der Justiz: Während der Grossratswahlen wurde er wegen Verdacht auf Wahlfälschung festgenommen und verbrachte mehrere Tage in Unter­suchungshaft. Die Wahl schaffte er trotzdem.

«Rekordhalter» und «Volksheld»

Was folgte, war eine beispiellose Flut von ausufernden Reden und Hunderten von sinnlosen Anfragen. In vier Jahren brachte er es auf über 400 Voten und insgesamt über 17 Stunden Redezeit – mehr als zweieinhalbmal so viel wie der Zweitplatzierte. Der Regierungsrat, dazu verpflichtet, alle schriftlichen Anfragen zu beantworten, verlor zunehmend die Geduld.

Aber Eric Weber geht es nur vordergründig um den Kampf gegen «Asylanten, die hierherkommen, um Geld zu kassieren und ficki-ficki zu machen». Hauptsächlich geht es ihm um sich selber: Er sei der «bekannteste und beliebteste Grossrat», ein «Rekordhalter» und «Volksheld». Das ist die eine Seite, die des grossen Eric Weber.

Die andere Seite ist die des Opfers: Grossratskollegen, die ihn als «Arschloch» bezeichnen, Ratspräsidenten, die ihm das Wort verwehren, Ausländer, die ihn auf offener Strasse angreifen. Und der Staat erst! Die Polizei schikaniert ihn! Und jetzt: abgewählt. Der Schuldige ist auch hier schnell gefunden: Die Stimmenauszähler seien Linksradikale «mit langen Haaren», die seine Wahlzettel hätten verschwinden lassen.

Nachtrag vom 25. Oktober 2016: Mittlerweile hat sich Eric Weber bei Tagesanzeiger.ch/Newsnet gemeldet. Er sei wegen seiner Abwahl «am Boden zerstört». Die verbleibende Zeit im Grossrat wolle er – wer hätte es gedacht – dazu nutzen, den Ratsmitgliedern «weiterhin auf die Nerven zu gehen». Und bei den nächsten Grossratswahlen 2020 will Weber wieder antreten. Das Ende des Wahlfälschers, es ist vielleicht doch nur eine Pause. (Tages-Anzeiger)

(Erstellt: 24.10.2016, 21:30 Uhr)