Calmy-Rey sorgt für Erstaunen

NeueLuzernerZeitung

Bundespräsidentin Micheline Calmy-Rey sorgt für Verwirrung. Sie will unbedingt aufs Rütli ­ dabei zeichnet sich eine Sperrung der Wiese ab.

Von Robert Knobel und Cyril Aregger

«Die Aussage Calmy-Reys überrascht mich, doch ich verstehe sie als Ausdruck ihrer Hoffnung, dass es doch noch eine Lösung gibt», sagt der Urner Sicherheitsdirektor Josef Dittli zum Ansinnen Micheline Calmy-Reys, am 1. August unbedingt auf dem Rütli anwesend zu sein (siehe auch Seite 3).

Und sein Schwyzer Amtskollege Alois Christen vermutet, dass Calmy-Rey «die atuelle Situation nicht ganz verstanden hat. Denn so, wie sich die Lage derzeit präsentiert, gehe ich davon aus, dass das Rütli gesperrt wird.» Wenn auf dem Rütli Rechts- und Linksextreme aufmarschieren wollen, so Christen, «wäre es verantwortungslos, „normale“ Leute so aufs Rütli zu lassen».

«Attraktiver für Rechtsextreme»

Josef Dittli befürchtet, dass Calmy-Reys Auftritt ausserhalb einer offiziellen Feier zu Problemen führen würde: «Wenn Micheline Calmy-Rey aufs Rütli kommt ­ egal ob als Bundespräsidentin oder als Privatperson ­, lockt das wahrscheinlich zusätzliche Besucher an, womit die Rechtsextremen wiederum eine attraktivere Plattform hätten.» Was die Sperrung der Rütliwiese ­ die auf Urner Boden liegt ­ anbelangt, gibt sich Dittli noch zurückhaltender als sein Schwyzer Amtskollege Alois Christen. Aber: Man müsse dann beurteilen, was es zum Schutz von Calmy-Rey und den übrigen Besuchern an sicherheitstechnischem Aufwand brauche. «Sollte sich herausstellen, dass Uri die Sicherheit aller Rütlibesucher nicht garantieren kann, dann müsste das Rütli gesperrt werden», sagt Dittli.

Uri braucht für Sperrung Hilfe

Eine Sperrung bedeute nicht nur, dass sämtliche Zugänge zum Rütli gesperrt werden, sondern auch eine weiträumige Überwachung, zum Beispiel bereits in der Anfahrt von Beckenried nach Seelisberg, erklärt Dittli. «Uri könnte eine Sperrung aber nicht alleine durchführen. Da bräuchte es die Hilfe von anderen Kantonen.»

Noch kein Plan

Was eine solche Sperrung kosten würde, kann Dittli derzeit noch nicht abschätzen: «Es gibt noch keinen Detailplan für eine Rütlisperrung.» Es sei auch unklar, ob die Kosten höher oder tiefer ausfallen würden als bei einer normalen Durchführung der 1.-August-Feier.

Kommission muss entscheiden

Und falls das Rütli gesperrt würde, könnte Calmy-Rey dann trotzdem aufs Rütli? «Wenn sie das will», so Dittli, «muss sie sich an die Rütlikommission wenden.» Diese ist als Organisatorin der Rütlifeier und als Verwalterin des Rütlis ­ das dem Bund gehört ­ letztlich auch zuständig für einen Antrag auf Sperrung der Rütliwiese.

Rütlikommision wartet ab

Über den unbändigen Wunsch der Bundespräsidentin, am 1. August auf dem Rütli zu sein, staunt man auch bei der Rütlikommission: «Was das genau bedeutet, wissen wir nicht», sagte Kommissionssprecher Martin Hofer auf Anfrage. «Unter Druck werden wir dadurch aber nicht gesetzt.» Der grundsätzliche Entscheid, ob die Rütlifeier am 1. August stattfinden wird, werde erst nach weiteren Abklärungen getroffen.