Brutalo-Fighter mit Hakenkreuzen

SonntagsZeitung: Frank Kortz trägt seine Gesinnung auf der Haut. Im Juni kämpft er in Basel. Die Polizei ist alarmiert

Basel 3000 fanatische Fans, brutale Kämpfe, Duelle um Weltmeistertitel: Die Swiss Las Vegas Fusion in der St.-Jakob-Arena in Basel soll ein Kampfsport-Highlight werden. Am 18. Juni steigen Profis aus der ganzen Welt in den Ring und messen sich in mehreren Disziplinen. Besonders berüchtigt: Die harten Fights in Mixed Martial Arts (MMA), einer Mischung aus Ringen, Judo, Boxen und Kickboxen.

MMA-Turniere standen in den letzten Jahren wiederholt in den Schlagzeilen. Der Kampfsport, bei dem fast alles erlaubt ist, lockt gewalttätige Rocker, rechte Hooligans und Zuhälter in die Hallen Europas. Immer wieder kommt es auch neben dem Ring zu Auseinandersetzungen.

Kämpfer war wegen Menschenhandels hinter Gittern

Der Grossanlass in Basel wird von der Polizei intensiv beobachtet. Ein Grund dafür ist der angekündigte Kämpfer Frank Kortz, 35, aus Deutschland. Er ist eine schillernde Figur in der MMA-Untergrundszene. Seine Gesinnung trägt er auf dem Oberkörper: zwei Hakenkreuz-Tattoos, eines unter der Achsel, eines unterhalb des Bauchnabels. Auf seinem Bauch prangt der Schriftzug 2yt4y, ein Code der Neonaziszene für «too white for you», zu weiss für dich.

Kortz pflegt intensive Kontakte zu rechten Hooligans, macht Werbung für die einschlägige Kleidermarke Pro Violence. Sein Geld verdient er im Rotlichtmilieu. In Flensburg betreibt er einen FKK-Club.

Der MMA-Kämpfer hat eine langjährige kriminelle Karriere hinter sich. Bis 2010 verbüsste er eine Haftstrafe wegen Körperverletzung, Menschenhandels und illegalen Waffenbesitzes. Zuletzt wurde ihm sein Hang zur Gewalttätigkeit Ende 2015 zum Verhängnis. Damals sass er drei Monate in Untersuchungshaft, nachdem ihn eine Sondereinheit der Polizei bei einer Auseinandersetzung unter Rockern verhaftet hatte.

Für eine Stellungnahme war Kortz nicht erreichbar. Über seine Verbindungen in die Neonazi-Szene sagte er kürzlich, dass er «nicht mehr aktiv» sei. Zugleich betonte er aber: «Ich bin kein Aussteiger.» Auch auf seinem Facebook-Profil zeigt Kortz wenig Distanz zu seiner Vergangenheit. Noch vor wenigen Monaten posierte er auf Bildern mit nacktem Oberkörper und präsentierte seine Tattoos.

Der Auftritt des Deutschen sorgt bei den Betreibern der Basler St.-Jakob-Arena für Nervosität. In einer Mail an die Event-Organisatoren schreiben sie: «Sollte Frank Kortz tatsächlich Hakenkreuze tätowiert haben, so sind diese abzudecken. Ansonsten werden wir dieser Person den Zutritt in unsere Arena verwehren müssen.»

Event-Organisator überfiel Carlos-Trainer Beqiri

Hinter der Swiss Las Vegas Fusion steht die Muttenzer Firma My First Choice GmbH. Als Geschäftsführer amtet der ehemalige Thaibox-Weltmeister Paulo Balicha, 39. Auch er ist ein bekannter Schläger. 2014 stürmte er mit rund 20 maskierten, bewaffneten Männern ein Training des 10-fachen Kickbox-Weltmeisters Shemsi Beqiri, seinerseits verurteilter Gewalttäter und Ex-Trainer von Carlos, der durch sein teures Sondersetting nationale Bekanntheit erlangte. Balicha lieferte sich eine brutale Schlägerei mit Beqiri, brach ihm den Kiefer, das Nasenbein und eine Hand.

Seither ermittelt die Staatsanwaltschaft Baselland gegen Balicha und mehr als ein Dutzend weiterer Personen wegen Freiheitsberaubung, Angriffs und versuchter schwerer Körperverletzung. In den zwei Jahren hat sich das Verfahren immer weiter ausgeweitet. «Wir haben bislang 30 Hausdurchsuchungen, 160 Befragungen und zwei internationale Rechtshilfeersuchen getätigt», sagt Thomas Lyssy, Sprecher der Staatsanwaltschaft. Das Ziel sei, noch dieses Jahr Anklage zu erheben. Bis zum Gerichtstermin dürfte es danach aber nochmals mehrere Monate dauern.

Zu den Ermittlungen gegen ihren Geschäftsführer wollte bei der Event-Firma niemand Stellung nehmen. Zum Auftritt des MMAKämpfers Frank Kortz aus Deutschland sagt die Co-Geschäftsführerin von My First Choice, Aline Seiberth: «An unserem Anlass geht es allein um die sportliche Leistung.» Das Privatleben, die politische Ausrichtung und die Vergangenheit der Kämpfer sei «deren eigene Sache».

Polizeisprecher Meinrad Stöcklin wollte zum Vorgehen am 18. Juni keine Auskunft geben. Er sagt nur: «Wir haben den Anlass auf dem Radar.»