Black und Braun Metal

Südostschweiz

Am Samstagabend traten im Holenstein klar neonazistische Bands auf

Am Black-Metal-Musik-Ereignis vom Wochenende in Glarus klangen auch etlichebraune Töne mit. Pardon, es waren nur Wörter.

· von Darko Cetojevic

«Es geht in erster Linie um die Musik, die Texte sind unwichtig.» So liessensich die Organisatoren des Black-Metal-Konzerts in der gestrigen«Südostschweiz» zitieren. Dann mutet die ganze Geheimnistuerei um denVeranstaltungsort im Vorfeld des Konzerts recht absurd an. Auf deneinschlägigen Internetseiten war ursprünglich nur folgende Mitteilung zulesen: «Am 11. Juni findet in der Ostschweiz ein Konzert statt.» Und dann dieAufzählung der Bands wie Absurd aus Deutschland, Menegroth aus derSchweiz oderBlessed in Sin aus Frankreich sowie: «Melden unter klangsturm@gmx.net. EineWeile vor dem Konzert wird der genaue Ort per E-post bekannt gegeben.»

Erst nachdem sie den Vertrag für den Veranstaltungsort in der Tasche hatten,benachrichtigten die Organisatoren mit dem Namen Helvetischer Klangsturm dieinteressierten Kreise. Für die Vertragsverhandlung und -unterzeichnung wurdeein «netter Typ, ganz okay» (O-Ton Holensteinverwalter) geschickt. Am Abenddes Konzerts bot sich vor dem Holenstein ein etwas anderes Bild: Eine Mischungaus kurzgeschorenen Köpfen mit eindeutigen Nazi-Symbolen und vorwiegend inSchwarz gekleideten, eher satanistischem Gedankengut zugewandten Besucherinnenund Besuchern.

Absurd mit absurden Texten

In einem Punkt haben die Organisatoren vom Helvetischen KlangsturmRecht: Nichtalle Black-Metal-Bands und -Fans sind im Umfeld der Rechtsradikalen oderNeonazis anzusiedeln. Im Holenstein traten aber Bands auf, die eindeutig mitihren Texten sich an den Ideen des Nationalsozialismus orientieren. Gelindegesagt. Absurd aus Deutschland singen in ihrem Lied «Germanien über alles»zum Beispiel:

«In den Divisionen ‚Wiking‘ und ‚Nordland‘ waren geeint

Unsre Ahnen unerschütterlich für das Reich gegen den Feind.Ihre Ehre die hiess Treue, in den Adern floss ein (arisch) Blut,Und ihr Heldentum soll leiten uns und stets härten unsren Mut.Grossgermanien seit Äonen schon, von Ost bis Engeland,Von der Arktis, vom Eismeer, bis zum südlichen Alpenrand.»Die Gründungsmitglieder von Absurd wurden übrigens wegen des Mordes an ihremMitschüler Sandro B. am 29. April 1993 zu mehreren Jahren Gefängnisverurteilt.

Andere Leute, gleiche Gedanken

In den Black-Metal-Internet-Foren wird immer wieder behauptet, diese Band habesich vom so genannten N(ational)-S(ocialist)-Black-Metal losgesagt, und dieGründungsmitglieder seien nicht mehr dabei. Die nicht mehr so eindeutigneonazistischen Texte auf den zwei letzten Alben unterstützen diese These.Doch der Auftritt auf einer Gedenkveranstaltung zu Ehren von RudolfHess (AdolfHitlers Stellvertreter) am 21. August 2004 spricht wieder eine andere Sprache.

Ein zweites Beispiel aus dem Holenstein ist die 1993 gegründete Black-Metal-Band Blessed in Sin aus Frankreich. Ihre Gründungsmitglieder wurdenunter anderem wegen Anstachelung zum Antisemitismus und Grabschändung vor demStrafgericht Toulon verurteilt.

Und nicht zuletzt: Die Schweizer Band Menegroth veröffentlichte ihre erste CDunter dem Namen «Helvetische Urgewalt» mit Liedern wie «Aufmarsch» oder«Germanenschlacht». Als letztes Lied ist «Germanien über alles» von Absurdzu hören. Wie hiess es aber doch so schön: Die Texte sind unwichtig.