Bisher blieben die Rechtsextremen in der Region

Der Bund

meist unbehelligt und konnten „im Verborgenenblühen“. So sieht es auch AfB-VorstandsmitgliedManfred Büttner, zugleich Herausgeber derDoppelbandes Braune Saat in jungen Köpfen.

Fest steht, dass sich Rechtsextreme in derVergangenheit schon häufig im Kasseler und demangrenzenden Raum getroffen haben. So ist inzwischenbekannt, dass bereits Anfang der 70er Jahre die sogenannten „Sababurger Gesprächsrunden“ gegründetworden sind. Aus diesen Treffen gingen nach Angabenvon Experten das „Thule-Seminar“ und die“Deutsch-Europäische Studiengesellschaft“ (DESG)hervor, beides Organisationen der sogenannten NeuenRechten. Nach einer mehrjährigen Pause versammelnsich diese Gruppierungen offenbar schon seit 1997wieder jährlich in Nordhessen: Nach denErkenntnissen der AfB gab es seither zwei“Sababurger Gesprächsrunden“, ein drittes Treffen aneinem unbekannten Ort und zwei weitere inLippoldsberg an der hessisch-niedersächsischenGrenze. Das diesjährige Treffen wurde als“Europäischer Kongress“ angekündigt. Die DESG solldabei immer führend gewesen sein. Sie gilt als eineder Säulen der so genannnten intellektuellen NeuenRechten in Deutschland. Als Mitveranstalter des fürEnde April geplanten Treffens treten laut AfBerstmals auch Rechtsextreme aus dem Umfeld derZeitschrift Hagal des Dresdner Verlages“Zeitenwende“ auf. In der verlagseigenen SchriftReich Europa wurde unter anderem schon eine“Geburtenarmut der Einheimischen bei gleichzeitigerMasseneinwanderung kulturfremder Bevölkerungsteile“beklagt. Es könne nicht ausbleiben, so zitierten dieAntifaschistischen Nachrichten aus dem Werk, „dassim Augenblick höchster Gefährdung die Europäer sichermannen, die Fremdbestimmung abzuwerfen und ihrenKontinent wieder nach seinen eigenen Gesetzenordnen“.

Innenministerium ohne Kenntnis
Erst Anfang April hatte Bundesinnenminister OttoSchily eindringlich auf die Gefahren einer „sichändernden Bedrohungslage“ durch Rechtsextreme undNeonazis hingewiesen. Im Blick des hessischenVerfassungsschutz sind auch die nordhessischenAktivitäten diverser Gruppierungen mit Namen wie“Blood and Honour“ (Blut und Ehre), die Gruppe „GauHessen“ – sie meldete den Neonazi-Aufmarsch in Fuldaan – und die „Sauerländer Aktionsfront“, das Umfelddes Rechtsextremen Christian Worch.

Auch kleinere Gruppierungen fielen auf. So war imAugust vergangenen Jahres zum Todestag von RudolfHeß in Grebenstein (Landkreis Kassel) eineVersammlung unter freiem Himmel geplant. Sie seiverboten worden, sagte der Sprecher des Landkreises,Jürgen Strothmann. Bei den Trägern und Teilnehmerndes für Ende April angekündigten Kongresses handeltes sich nach Einschätzung Büttners um einen“gefährlichen Mischmasch mit vielfältigenVerflechtungen und Querverbindungen“. Auch deshalbhat die AfB ihren Appell formuliert. Weder dieregionalen Behörden noch der hessische Landesamt fürVerfassungsschutz und das Innenministerium hattenbisher Kenntnis von dem geplanten Treffen. Ob esüberhaupt verboten werden kann, ist fraglich.