Auftakt zum braunen Festival-Sommer

Bereits zum siebten Mal fand am 6. Mai 2017 der sogenannte «Eichsfeldtag» der NPD in Leinefelde (Thüringen) statt. Nicht zum ersten Mal kam es dabei zum Stelldichein führender Neonazikräfte – auch aus der Schweiz.

Prominentes Line-Up

Der «Eichsfeldtag» bietet ein breites Programm für Rechtsextreme und deren Familien: Während ihre Eltern gebannt den Auftritten mehrerer bekannter Redner und Bands der rechten Szene aus ganz Deutschland lauschen, kann sich die anwesende Kinderschar auf einer Hüpfburg vergnügen. In den Ansprachen meldeten sich mehrere Parteigrössen zu Wort, darunter auch der mehrfach vorbestrafte Thorsten Heise (NPD), der massgeblich für die Organisation des «Eichsfeldtages» verantwortlich zeichnet. Heise wird mit dem militanten Netzwerk «Combat 18» (C18) um William James Browning in Verbindung gebracht. Auch in der Schweiz ist Heise bestens bekannt: so trat er unter anderem 2016 bei der Blood & Honour (B&H) Sektion Wallis als Redner auf und unterhält gute Kontakte zu weiteren Exponent_innen der rechtsextremen Szene der Schweiz. Er veranlasste beispielsweise eine Textprüfung des «Amok»-Albums «Kraft aus dem Herzen», um dieses in der BRD legal auf den Markt bringen zu können.

Es ist daher nicht weiter erstaunlich, dass neben den deutschen Rechtsrockbands «Die Lunikoff Verschwörung», «Nahkampf», «Randgruppe Deutsch» und dem Liedermacher Frank Rennicke auch die Schweizer Combo «Amok» zu einem Auftritt kam. Nachdem die Band um Frontmann Kevin Gutmann in den letzten Jahren darauf bedacht war, vor allem an internen und konspirativ organisierten Konzerten der rechten Szene aufzutreten, erstaunt ein derart öffentlicher Auftritt. Trotz einiger Wechsel trat «Amok» diesmal jedoch in der selben Besetzung wie bereits im Oktober 2016 am «Rocktoberfest» auf. An der Gitarre spielten Jürg Steiner und am Bass Stefan Schälchli, während als einzig langjähriges und konstantes Mitglied der Band Kevin Gutmann seine Hetzparolen ins Mikrofon brüllte. Alle drei sind aktive Mitglieder der Blood-&-Honour-Sektion Zürich. Jürg Steiner musste während des Auftrittes sein B&H-Tattoo am Oberarm abdecken – Blood & Honour ist in Deutschland seit 2000 als Vereinigung verboten.

Immer wieder Thüringen

Doch nicht nur mit «Amok» waren die Schweizer Neonazis in Leinefelde vertreten; eine ganze Reihe weiterer Exponent_innen reisten an, um mit ihren braunen Kamerad_innen das Fest zu begehen. So waren beispielsweise André Senn, Peter Steiner, Stefan Betschart, Fabian Gubler und Attila Varga zugegen – auch sie gehören allesamt der B&H-Sektion Zürich an.

Bereits im vergangenen Oktober – nach dem Megakonzert in Unterwasser (SG) – machten antifaschistische Kreise auf die guten Verbindungen zwischen Schweizer und Thüringer Neonazis aufmerksam, welche seit vielen Jahren bestehen und intensiv gepflegt werden. Ein weiteres Beispiel hierfür ist die C18-Band «Erschiessungskommando», gegen welche in Deutschland aktuell ermittelt wird, da – nebst Holocaustleugnung und weiteren Geschmacklosigkeiten – in einem ihrer Lieder zum Mord an einer deutschen Politikerin aufgerufen wird. Hinter der Combo wird ein gemeinsames Projekt von Kevin Gutmann und Musikern der Band «Sonderkommando Dirlewanger» aus Ballstädt (Thüringen) vermutet.

Und das war erst der Anfang…

Der «Eichsfeldtag» bildet lediglich den Beginn einer ganzen Reihe neonazistischer Grosskonzerte und Festivals, welche alle im gleichen Umkreis stattfinden werden. So ist beispielsweise für den 15. Juli 2017 in Thüringen eine Neuauflage des «Rock gegen Überfremdung» angekündet. Auch hier darf von einer grossen Schweizer Besucherzahl oder gar aktiver Beteiligung ausgegangen werden. Die Behörden rechnen bereits jetzt mit über 5000 Neonazis, die für das Megaevent mit Szenegrössen wie «Stahlgewitter», «Die Lunikoff Verschwörung» und «Sleipnir» anreisen werden.