Antisemitismus: Aus der Rudolf-Brun-Brücke soll die Frau-Minne-Brücke werden

Limmattaler Zeitung.

Die Stadtzürcher AL will die Rudolf-Brun-Brücke und die Brunngasse umbenennen lassen, in Frau-Minne-Brücke und Moses-ben-Menachem-Gasse. Damit soll die jüdische Gemeinschaft Zürichs geehrt werden, die 1349 komplett ausgelöscht wurde.

Als die Stadt Zürich im Jahr 1348 von der Pest heimgesucht wurde, hatten die damaligen Zürcherinnen und Zürcher die jüdische Gemeinschaft schnell als Sündenbock abgestempelt. Am 24. Februar 1349 wurden deshalb alle Angehörigen dieser Gemeinschaft gefoltert und ermordet.

Ihr Eigentum wurde danach verteilt, wobei sich der damalige Bürgermeister Rudolf Brun einen besonders grossen Anteil sicherte. Er übernahm das Haus an der Froschaugasse 4, in dem auch die Synagoge untergebracht war, zu einem symbolischen Preis.

Dieses Gebäude gehörte bis dahin Frau Minne, einer jüdischen Geschäftsfrau und Stammesmutter, sowie ihrem Sohn Moses ben Menachem, der Bankier, Rabbiner und Gemeindevorsteher war.

Brun als diktatorisch regierender Bürgermeister

Diese zwei Persönlichkeiten will die AL nun wieder in Erinnerung rufen. In einem Postulat, das am Donnerstag publiziert wurde, fordert die AL, die Rudolf-Brun-Brücke und die Brunngasse nach ihnen zu benennen.

Für die AL geht es nicht an, dass mit der Rudolf-Brun-Brücke jemand öffentlich geehrt wird, «der als Bürgermeister eine Mitverantwortung für eine der schrecklichsten Taten in der Stadtgeschichte trug». Brun habe als Adliger eine Stadtrevolution angeführt, die ihn zum diktatorisch regierenden Bürgermeister auf Lebenszeit gemacht habe, schreibt die AL. Diese Brücke, die bis 1951 noch Uraniabrücke hiess, soll deshalb den Namen der jüdischen Geschäftsfrau Minne erhalten.

Die zweite Umbenennung, welche die AL fordert, betrifft die Brunngasse im Niederdorf, wo Frau Minne und ihr Sohn bis zum Umzug an die Froschaugasse lebten. Diese Gasse soll nach Moses-ben-Menachem benannt werden.

Die symbolische Umbenennung zweier Erinnerungsorte sei «eine geringe Anerkennung, die wir der jüdischen Gemeinschaft schulden», schreibt die AL. Der Vorstoss kommt nun auf die Traktandenliste des Stadtparlaments. Angesichts der Mehrheitsverhältnisse im Rat hat er gute Chancen, an den Stadtrat überwiesen zu werden. (sda)