Antifa will Pnos stören

Berner Zeitung

Nach den Rechten rufen jetzt auch die Linken für den kommenden Sonntag zur Demonstration nach Burgdorf. Damit steigt die Gefahr, dass die beiden Gruppierungen aufeinanderprallen und es zu Gewalt und Chaos kommt.

 

Die dumpfe Vorahnung, die viele in Burgdorf schon Ende letzter Woche sorgenvoll auf den kommenden Sonntag blicken liess, droht immer mehr Realität zu werden. Dann jedenfalls, wenn der antifaschistischen Bewegung gelingt, wozu sie gestern in einer Mail aufgerufen hat: «Zeigen wir Courage und stören wir den Neonazi-Aufmarsch», schrieben die diversen Antifa-Gruppen aus der näheren und weiteren Umgebung da. «Manifestieren wir auf vielfältigste Weise Widerstand gegen rechts – mit Pfeif- und Lärmkonzerten, Mahnwachen, Transpi-Aktionen und Sitzblockaden.»

Passieren soll all dies, ausgehend von der Oberstadt, nächsten Sonntag ab 14 Uhr – exakt zu jener Zeit also, in der sich unten auf dem Platz bei der Landi die rechtsradikale Partei national orientierter Schweizer (Pnos) zu ihrem Zug in die Oberstadt versammelt. Weil sie mit dem geltenden Antirassismusgesetz unzufrieden ist und dies einerbreiten Öffentlichkeit kundtun will.


Der Statthalter wies an


Gross ist damit die Gefahr, dass die linke und die rechte Szene direkt aufeinanderprallen, dass es zu Scharmützeln mit Sachbeschädigungen oder gar Verletzten kommt, dass die Burgdorferinnen und Burgdorfer in ihrer Stadt nicht mehr sicher sind – was nun, Trix Rechner? «Wir stehen in engem Kontakt mit der Kantonspolizei», antwortet die für die Sicherheits- und Einwohnerdirektion verantwortliche Gemeinderätin. Man werde nun nochmals zusammensitzenund den bevorstehenden Demo-Sonntag intensiv bereden müssen. Dass die Behörden der Pnos die Demobewilligung mit Blick auf die drohende Gewalt entziehen werden, glaubt sie indessen nicht. Zum einen, weil Rechte wie Linke wohl so oder so in die Emmestadt pilgern werden. Zum andern, weil sich das Problem nur verschieben würde. Immerhin hatte Statthalter Franz Haussener Burgdorf explizit angewiesen, Raum für eine solche Kundgebung zu gewähren. Nachdem der Gemeinderat der Pnos in einem ersten Umgang eine Abfuhr erteilt hatte – eben gerade aus der Angst heraus, dass er sonst die Sicherheit in der Stadt nicht mehr gewährleisten könne.


Mal friedlich, mal nicht


Und wer weiss, vielleicht geht die Sache doch noch glimpflich aus. Wie Ende 2006 in Langenthal, als die Pnos zu einer Anti-Minarett-Demo aufrief und die Gegenseite ebenfalls anreiste. Mit einem massiven Aufgebot gelang es der Polizei, die streitlustigen Parteien auseinanderzuhalten. Anders 2004, als Rechte und Linke im Nachgang zu einer 1.-Mai-Feier aufeinander losgingen.

Stephan Künzi